Blaulicht im Rückspiegel – für viele Autofahrer eine stressige Situation! Doch wie reagiert man richtig, wenn sich von hinten ein Einsatzfahrzeug mit Blaulicht und Folgetonhorn nähert? Gerade in der kalten Jahreszeit, wo es früh finster und spät hell wird, ist wegen schlechte Witterungsbedingungen für unsere Einsatzkräfte umso wichtiger, im Straßenverkehr auf aufmerksame Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer zu stoßen. Wir möchten Ihnen einen kurzen Überblick über die wichtigsten Verhaltensregeln bei herannahenden Einsatzfahrzeugen geben.
Richtige Reaktion
Sollten Sie ein Einsatzfahrzeug mit Blaulicht oder Folgetonhorn hinter Ihnen wahrnehmen, gilt es vor allem, Ruhe zu bewahren. Es empfiehlt sich, möglichst rasch nach einer geeigneten Möglichkeit zum Ausweichen zu suchen – Bushaltestellen, Einfahrten oder Parkplätze bieten gute Möglichkeiten, um einem Einsatzfahrzeug Platz zu machen. Sollte es gerade keine geeignete Ausweichmöglichkeit geben, ist es wichtig, Ihr Fahrzeug nicht abrupt abzubremsen! Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit, fahren Sie mit verringertem Tempo in Ihrer Spur möglichst ganz rechts weiter und lassen Sie das Einsatzfahrzeug an einer übersichtlichen Stelle überholen. Gerne können Sie hier auch den Blinker nach rechts benutzen, um den Einsatzkräften zu signalisieren, dass Sie das näherkommende Einsatzfahrzeug registriert haben. Sollten Sie sich gerade in einem Kreisverkehr befinden reagieren Sie richtig, indem Sie eine „Ehrenrunde“ drehen – so hat das Einsatzfahrzeug die Möglichkeit, jede Ausfahrt zu nutzen, ohne abbremsen zu müssen. Zu den gefährlichsten Situationen gehören rote Ampeln. Diese dürfen von unseren Einsatzkräften nach Anhalten und Vergewisserung, dass niemand gefährdet wird, mit Sondersignal überfahren werden. Sollten Sie an der Ampel stehen, dürfen Sie - um einem Einsatzfahrzeug Platz zu machen - seitlich in die Kreuzung einfahren. Befinden Sie sich gerade am Übersetzen der Kreuzung, weil Ihre Fahrspur Grün hat, können Sie unsere Einsatzkräfte unterstützen, indem Sie – sofern es sicher möglich ist – ebenfalls stehen bleiben.
Fahren im Konvoi
Seit 2015 ist in Purkersdorf das Notarzteinsatzfahrzeug stationiert, das mit einem Notfallsanitäter als Einsatzfahrer und einem Notarzt besetzt ist. Das kompakte Fahrzeug ist mit sämtlichen Geräten und Medikamenten zur notärztlichen Versorgung ausgestattet, bietet jedoch keine Transportmöglichkeit des Patienten. Der Notarzt wird also inklusive Equipment zum Patienten gebracht und wechselt für den Transport des Patienten in den Rettungswagen.
Dies hat zur Folge, dass das Notarzteinsatzfahrzeug hinter dem Rettungswagen ins Krankenhaus nachfährt, falls weitere Medikamente oder medizinische Geräte zur weiteren Versorgung während der Fahrt benötigt werden. Achten Sie also nach dem Überholmanöver des Rettungswagens darauf, ob noch ein weiteres Fahrzeug nachfolgt, und lassen Sie gegebenenfalls den gesamten Konvoi passieren.
Neben Rettungsfahrzeugen gibt es natürlich auch Einsatzfahrzeuge der Polizei und der Feuerwehr. Oft kommt es vor, dass mehrere Einsatzfahrzeuge verschiedener Organisationen in einem Konvoi fahren – achten Sie daher auch beim Ausweichen darauf, ob einem Einsatzfahrzeug möglicherweise weitere nachfolgen.
Spezielle Ausbildung
Unsere Einsatzfahrerinnen und Einsatzfahrer durchlaufen, bevor sie ein Einsatzfahrzeug mit Sondersignal lenken dürfen, eine umfassende Ausbildung. Diese besteht unter anderem aus dem Fahren von mehreren hundert Kilometern unter Supervision mit einem erfahrenen Einsatzfahrer sowie aus einem Fahrsicherheitstraining beim ÖAMTC. So versuchen wir unsere Lenkerinnen und Lenker optimal auf jede Gefahrensituation im Straßenverkehr vorzubereiten. Am Ende der Ausbildung muss jeder Einsatzfahrer 5 supervisierte Blaulichtfahrten absolvieren, die von unterschiedlichen Ausbildungsfahrern beurteilt werden. Erst nach dieser Belastungsprobe ist die Ausbildung abgeschlossen.
Walter Eichinger ist seit 20 Jahren beim Roten Kreuz Purkersdorf-Gablitz für die Ausbildung der Einsatzfahrer verantwortlich und seit insgesamt 29 Jahren selbst als Einsatzfahrer tätig. Unter zahlreichen Einsatzfahrten ist ihm eine überaus positive Reaktion mehrerer Verkehrsteilnehmer*innen in Erinnerung geblieben „Ein Patient hatte einen Schlaganfall erlitten und ich fuhr mit dem Rettungstransportwagen unter Blaulicht und Folgetonhorn ins Universitätsklinikum Tulln, eine Strecke, die wir pro Dienst mehrere Male zurücklegen. Bei einem Schlaganfall handelt es sich um einen zeitkritischen Notfall, der eine schnellstmögliche Versorgung im Krankenhaus erfordert. Der „Anker-Kreisverkehr“ an der Ortseinfahrt Tulln war stark frequentiert – ich nahm an, dass die Durchquerung des Kreisverkehrs einige Zeit in Anspruch nehmen würde – doch plötzlich blieb zeitgleich das direkt vor der Einfahrt in den Kreisverkehr fahrende Fahrzeug in der Zufahrt für die Fahrzeuge von rechts kommend stehen und das Fahrzeug kurz vor meiner Einfahrt wiederholte dies an der Zufahrt zum Kreisverkehr von links. Ich konnte den Kreisverkehr ungehindert queren und sparte dank der aufmerksamen Reaktion der beiden Fahrer*innen wertvolle Zeit!“, erzählt Walter Eichinger und betont außerdem: „Nicht nur die Sanitäterinnen und Sanitäter sind dafür verantwortlich, dass ein Notfallpatient ehestmöglich in ein Krankenhaus transportiert werden kann. Die Mitarbeit eines jeden Einzelnen im Straßenverkehr ist entscheidend.“