Flexibilität und Spontanität sind beim Roten Kreuz Freistadt ohnehin Standard, aber diese Pandemie fordert alle Beteiligten noch einmal mehr und das schon mehr als 20 Monate lang. Sie hat Auswirkungen auf alle Sparten, auf den Dienstbetrieb und das Vereinsleben. Das Betreiben sowohl dauerhafter als auch kurzfristiger Test- und Impfstationen zusätzlich zur rettungsdienstlichen Versorgung der Bevölkerung und der Betreuung von Klientinnen und Klienten unter erschwerten Bedingungen ist sehr herausfordernd.
Seit mehr als 20 Monaten ist die Rotkreuz-Arbeit von Corona geprägt – noch immer sind zusätzlich zum Rettungsdienst und den Pflege- und Betreuungsdiensten die PCR-Teststraßen und die Impfstandorte zu betreiben, noch immer gelten noch strengere Sicherheits- und Hygienemaßnahmen und noch immer hat Corona Auswirkungen auf alle Bereiche. Es ändert sich nur die Intensität. Die vierte Welle und der Lockdown verschärfen die Situation wieder einmal.
Rettungs- und Notarztdienst
An die FFP2- oder FFP3-Maske, Handschuhe und Schutzbrille haben sich die Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter seit März 2020 mittlerweile gewöhnt, das ist schon Normalität. Nicht so der zusätzliche und schweißtreibende Ganzkörperschutzanzug, in den sie leider seit dem Beginn der 4. Welle wieder öfter schlüpfen müssen.
„Die erschwerten Bedingungen, die hohe Anzahl an Ausfahrten und die personellen Ausfälle aufgrund von Erkrankungen und Absonderungen fordern die Verantwortlichen auf den Dienststellen ordentlich,“ berichtet Bezirksgeschäftsleiter und Bezirksrettungskommandant Gerald Roth. „Dazu kommt, dass zusätzlich zum „normalen“ Rettungsdienst auch noch viele andere Aufgaben zu erledigen sind. Abläufe, Informationswege, Qualitätssicherung müssen funktionieren, damit sowohl Berufliche als auch Freiwillige Top-Leistungen bringen können.“
Der Wegfall von Dienstbesprechungen, Versammlungen und Treffen erschweren dies umso mehr und das gesellschaftliche Gefüge leidet massiv darunter. Die Zwischen-Wellen-Zeit wurde intensiv genutzt, die Pflichtfortbildungen und Schulungen abzuhalten und die Leute zu motivieren. Umso schmerzhafter ist die erneute Einbremsung durch den Lockdown.
Impfungen und PCR-Testungen
Die Menge an behördlich angeordneten PCR-Testungen hat in dieser 4. Welle mehrfach die Rekordmarke der letzten Wellen überschritten. „An einem Tag haben wir im Drive-In 336 Tests abgenommen und mit dem mobilen Abnahmeteam 14 Personen zu Hause besucht,“ erzählt Silvia Raab vom Impf- und Test-Koordinationsteam in Freistadt. „Zu Leuten, denen es ganz schlecht geht, fahren wir persönlich hin, aber das ist sehr zeit- und materialaufwändig. Daher sind wir über alle froh, die selber zu uns in den Drive-In kommen können.“
Auch in der Impfstraße, die seit März betrieben wird, ist merklich mehr los, dazu kommen noch die Pop-Up-Impfungen in den Gemeinden. Darum wurde entschieden, die Ressourcen aufzustocken. 450 Impfungen pro Tag sind nun in der Impfstraße am Standort HAK Freistadt möglich.
„Aktuell haben wir zur Pandemiebekämpfung 21 Personaleinheiten, also 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Covid-Team. Viele Freiwillige helfen noch immer fleißig mit, aber ohne unser Beruflichen-Team wäre es nicht machbar,“ erzählt Gerald Roth.
Auch im Bezirkssekretariat schlägt sich das natürlich nieder, die Personalverwaltung ist um das Vielfache gestiegen, jede Menge Telefonate rund um Corona sind zu führen und die laufenden Änderungen in Bezug auf Eigen- und Fremdausbildung umzusetzen. „Speziell nach neuen Corona-Verordnungen geht es immer rund,“ berichtet Gabi Leitner vom Bezirkssekretariat, „Anfragen bezüglich Testangebote, Impfmöglichkeiten und Erste-Hilfe-Kurse kommen aus der Bevölkerung, Fragen zu Fortbildungen, neuen Maßnahmen und vieles mehr von unseren Leuten.“
„Zu den Anfragen von Privaten kommen auch viele von Firmen, die Kurse für die Betrieblichen Ersthelfer brauchen,“ ergänzt Nadin Hennerbichler, Koordinatorin für die Erste-Hilfe-Kurse. „Im Sommer und Herbst hatten wir deshalb extrem viele Kurse. Der Nachholbedarf war enorm.“
Pflege- und Betreuungsdienste
Strenge Hygienemaßnahmen, die Zunahme an Klientinnen und Klienten mit Covid, vermehrt verunsicherte und einsame Menschen fordern die Mitarbeitenden in der Mobilen Pflege und Betreuung auch in dieser 4. Welle. „Man muss sich die Situation vorstellen: Eine kleine Wohnung, die Heizung voll aufgedreht und wir kommen in voller Schutzausrüstung mit Schutzanzug, Maske, Handschuhen und Schutzbrille, um die Menschen zu baden und zu versorgen. Das ist wirklich anstrengend,“ erzählt DGKP Bettina Steinbauer vom Berufsalltag. Zusätzliche und spontane Dienstübernahmen aufgrund von Pflegeurlauben, Quarantäne oder weil neue zu Betreuende dazu kommen, verschärfen die Arbeitssituation weiter. „Wir müssen zu unseren Klientinnen und Klienten kommen, denn Blutzuckermessung, Wundversorgung, Körperpflege, psychosoziale Betreuung und vieles mehr sind zwingend notwendig. Da springt man halt auch einmal am freien Tag ein. So gesehen ist der Berufsalltag derzeit besonders herausfordern. Einen guten Rückhalt gibt der Zusammenhalt im gesamten Team über die „3 G Grenzen“ (geimpft-genesen-getestet) hinaus “, betont die stv. Pflegedienstleiterin.
„Die vielen und sehr kurzfristigen Veränderungen der Verordnungen in den letzten Wochen stifteten Unsicherheit und Verwirrung bei den Kolleginnen und Kollegen. Auch hier half das gute Klima im Team und die rasche Aufbereitung der Verordnungen Rotkreuz-intern, um die Belastung in Grenzen zu halten“, ergänzt Bezirkspflegedienstleiter Hans Binder.
Auch der Besuchsdienst ist wieder stark eingeschränkt, waren noch vor Kurzem die regelmäßigen Besuche möglich, sind jetzt nur noch Telefonate erlaubt. „Gerade jetzt wäre aber ein persönlicher Kontakt so notwendig,“ berichtet Bezirkskoordinatorin Gabi Troller. „Wir hoffen, dass die Berufe bald wieder möglich sind.“
Die Rotkreuz-Märkte haben ganz normal geöffnet. Die Kundinnen und Kunden sind sehr froh darüber, denn gerade in der Vorweihnachtszeit gilt es, mit dem Geld gut hauszuhalten. Gemeinsam sorgen die fleißigen Helferinnen und Helfer in den Märkten dafür, dass immer genügend Waren da sind und einkommensschwache Menschen auch in diesen schwierigen Zeiten günstig einkommen können. „Das ist aber eine richtige Herausforderung, denn der Warensammlungstag im Advent kann leider wieder nicht stattfinden,“ berichtet Gabi Troller. „Deshalb starten wir vor Weihnachten noch einen Aufruf, dass Produkte des täglichen Bedarfs zu den Öffnungszeiten bei unseren beiden Rotkreuz-Märkten in Hagenberg und Unterweißenbach abgegeben werden können.“ Gabi Troller steht gerne auch für Auskünfte zu Verfügung: 07942 77144-26.
Der Dienst Essen auf Rädern kann auch dieses Mal dank der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufrechterhalten werden. Alle halten sich an die Hygienemaßnahmen und sorgen für einen reibungslosen Dienstbetrieb. Die Übergabe des Essens findet vor der Haustüre statt. Zeit für einen freundlichen Gruß ist dabei immer, momentan leider mit mehr Abstand.
„Der Zusammenhalt unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist großartig,“ ist die Koordinatorin begeistert, „alle unterstützen sich gegenseitig, springen ein und bauen sich auf. In jeder Corona-Welle aufs Neue.“
Jugendrotkreuz
„Die Kinder brauchen zwischenmenschliche Kontakte, wollen zu einer Gemeinschaft dazugehören und sich spielerisch Themen widmen. Diese Aspekte sind normalerweise bei unseren JRK-Stunden gegeben“, berichtet JRK-Koordinatorin Magdalena Langer. Die Gruppenstunden und der JRK-Action-Day im Sommer sind Beweis dafür, da wurde miteinander gebastelt, gelacht, Erste Hilfe gelernt, neue Gruppen haben sich gebildet, Gruppenregeln festgelegt, Themen erarbeitet und vieles mehr. Das Projekt „Big Picture – die Zukunftsretter“ für 14-18jährige ist gestartet mit einem Kennenlern-Wochenende und einem Workshop zum Thema „Menschenrechte und Völkerrechte. „Diese Zeit war großartig, die Gruppendynamik fantastisch“, ist die Koordinatorin begeistert, „und dann kam die 4. Welle. In solchen Zeiten können diese Treffen natürlich nicht stattfinden bzw. nur in abgeschwächter Form, etwa online oder die JRK-Kids bekommen Aufträge für Zuhause. Riesengroß ist also die Vorfreude auf das hoffentlich baldige Wiedersehen.“
Auch die ROKO-Besuche in den Kindergärten müssen pausieren, ebenso die Leseförderung in den Schulen mit den ALPHA-Lesecoaches.
Material und Logistik
Daniela Wurm ist an der Bezirksstelle zuständig für Material und Logistik. Auch für sie stieg der Aufwand enorm mit dem Ausbruch der Pandemie. Die 4. Welle sieht sie schon gelassen. „Im Grunde genommen ist die 4. Welle nicht anders wie alle anderen zuvor. Der Mehraufwand besteht schon seit Beginn. Natürlich merkt man wieder den vermehrten Verbrauch des Hygiene- und Schutzmaterials, aber die Nachlieferung funktioniert recht gut.“
Seit Beginn wird der Materialbestand jede Woche an den Ortsstellen überprüft, eingetragen, von Daniela Wurm ergänzt, bestellt und vom Katastrophenhilfsdienst-Lager in Linz wieder aufgefüllt. Zudem wird wöchentlich das Material, wie Proberöhrchen, Nadelabwurfbehälter, Aufziehnadeln, Wundpflaster, PCR-Gurgeltests etc. für die Impf- und PCR-Teststraßen bestellt. „Jeden Dienstag wird das gesamte Material von einem freiwilligen Mitarbeiter abgeholt, aufgeteilt und ausgeliefert. Das ist natürlich genial,“ erzählt Daniela Wurm begeistert.
Zusammenhalt, Engagement und Lösungsorientiertheit
„Auch nach 20 Monaten müssen wir noch immer extrem flexibel und schnell handeln, die Herausforderungen werden nicht weniger. Umso großartiger ist der Zusammenhalt, das Engagement und die Lösungsorientiertheit unserer Rotkreuz-Mitarbeiterinnen und –mitarbeiter,“ ist der Bezirksgeschäftsleiter stolz auf seine Leute. „Wir alle hoffen, dass wir diese Corona-Pandemie bald in den Griff bekommen und ein normaler Rotkreuz-Betrieb wieder möglich wird.“