Wir sind da Ö Österreich

Corona - ein Virus  treibt die Digitalisierung an

Digitale Meetings, Workshops und Webinare sind in aller Munde. Homeoffice ist fixer Bestand einer neuen Arbeitswelt. Die Pandemie hat dem Thema Digitalisierung einen enormen Schub verpasst. Gut so – sagen die einen, Vorsicht – die andern. 

Das Meinungsforschungsinstitut markegagent hat im Auftrag des Fachmagazins MedienManager eine Umfrage unter EntscheidungsträgerInnen in heimischen Unternehmen gemacht: Zwei von fünf Personen gaben an, dass eine Digitalisierungsstrategie im Unternehmen implementiert worden ist. Drei von fünf erklärten, dass die Herausforderungen der Digitalisierung gut gemeistert werden. Wir haben mit ManagerInnen von drei unterschiedlichen Organisationen gesprochen und das Für und Wider der beschleunigten Digitalisierung erörtert. 


Welchen unmittelbaren Einfluss hatte bzw. hat die Pandemie auf Ihren Aufgabenbereich?
Berangy-Dadgar: Als diese „Turbo-Digitalisierung“ um sich griff, mussten wir prompt reagieren. Viele der Workshops, Tagungen und Veranstaltungen haben bis dahin mit Präsenz und nicht virtuell stattgefunden. Wir waren zunächst mit Absagen beschäftigt, da hat mein Herz geblutet. Wir haben rasch reagiert und konnten vieles in den digitalen Raum verlagern. Nach ungefähr vier bis fünf Monaten hatten wir mehr Anmeldungen als sonst. Das Diskussionsforum Diversität haben wir vor Corona ausschließlich in Präsenz angeboten. Nach der Umstellung auf ein virtuelles Forum haben wir Anmeldungen aus ganz Österreich und auch aus Berlin. Davor kamen die TeilnehmerInnen aus Wien und Niederösterreich.
Summereder: Wir haben seit 2019 ein E-Learning Kompetenz Zentrum, das hat uns sicherlich in der Pandemie sehr geholfenDie Umstellung von reiner Präsenzlehre auf Blended Learning, d.h. der Mix aus Präsenz- und Digital-Unterricht, war bereits in Entwicklung. In Zeiten des Lockdowns bestand aber nun die Herausforderung darin, dass ausschließlich digital Wissen vermittelt werden konnte. Den Boost durch Corona sehen wir als Chance im Sinne des prozesshaften Lernens. Mit Videos, Wissenschecks und digitaler Literatur gibt es noch mehr vorgelagerte Wissenselemente, mit denen die TeilnehmerInnen vorbereitet werden können. Da hatten wir auch schon die Erfahrung mit Videodrehs, nutzten aber die Gelegenheit um uns hier noch stärker zu professionalisieren. 
Ollinger: Auch wir mussten zahlreiche Seminare und Veranstaltungen absagen. Uns erging es wie Frau Berangy, auch uns hat das Herz geblutet. Wir haben viele Inhalte, die in der Praxis trainiert werden müssen. Um die Reanimation zu üben, muss ich auf die Puppe drücken, um einen Verband korrekt anzulegen, muss ich Menschen berühren. Uns war es enorm wichtig, die theoretischen Inhalte eines Erste-Hilfe-Kurses so rasch wie möglich digital weitergeben zu können. Das ist uns gelungen. Wir haben eigens ein Aufnahme-Studio im Haus eingerichtet und Videomaterial erstellt. Mittlerweile haben über 4.000 Menschen unser Angebot des digitalen Erste-Hilfe-Kurses angenommen. 

Wie sehr hat die Pandemie die Entwicklung der Digitalisierung beschleunigt?
Berangy-Dadgar: Die Personalabteilung hatte MS Teams ein Dreiviertel-Jahr vor Corona zum eventuellen Einsatz im gesamten ÖAMTC getestet. Durch Corona haben wir ganz rasch für die gesamte Organisation dieses Tool zur Verfügung gestellt. Das hätte ohne die Krise sicher noch etwas länger gedauert. Die Grundsteine waren gelegt, durch Corona wurde es beschleunigt.
Summereder: Wir hatten auf der Agenda bis 2023 unsere MBA-Programme in ein Blended Learning Konzept zu transferieren. Das war Teil unserer Strategie, die wir 2019 entwickelt haben. Das ist nun um vieles schneller gekommen als geplant. Da hat Corona das Tempo mindestens verdoppelt, wenn nicht sogar verdreifacht. Wir sehen das als Lernchance und haben das Momentum genutzt, inklusive der Investitionen, die ohnedies geplant waren. 
Ollinger: Dieses Aufnahmestudio, in dem wir das Gespräch führen, stünde ohne Corona noch nicht zur Verfügung. Ich glaube, dass es auch zwei Geschwindigkeiten waren. Unser Tempo als Ausbildner und die Geschwindigkeit für die TeilnehmerInnen unserer Kurse. Wenn wir bisher von Chancen gesprochen haben, so müssen wir auch dieses Risiko festmachen. Wir müssen Acht geben, dass wir niemanden abhängen.

Apropos Risiko: Worauf muss angesichts der raschen Entwicklung geachtet werden? 
Berangy-Dadgar: Es besteht die Gefahr, weniger IT-affine Menschen oder jene, die die finanziellen Mittel nicht haben, mit der Turbo-Digitalisierung abzuhängen. Das darf nicht passieren, da sind auch die Führungskräfte in der Verantwortung. Die Tools müssen auch barrierefrei sein und für hör- oder sehbeeinträchtigte Menschen nutzbar sein.
Summereder: Es ist absolut notwendig, die gesamte Mannschaft in ein Boot zu holen. Das ist auch ein strategisches Thema. Viele Unternehmen erarbeiten gerade die Strategie 2025, da gilt es, die Erfahrungen und Entwicklungen der vergangenen Monate mitzudenken. Auch in der Form der Zusammenarbeit hat sich vieles verändert. In diesem Sinne ist jetzt die Zeit der Evaluierung, bevor die nächsten Schritte gemacht werden. Das wird ganz entscheidend sein.
Ollinger: Ich stimme absolut zu. Wir mussten viel lernen und noch genauer auf die Bedürfnisse unserer Zielgruppen schauen. Wir haben zum Beispiel Kurse zur Ausbildung in der mobilen Pflege, bei denen die TeilnehmerInnen zu Hause keine geeigneten Räumlichkeiten und technischen Ausstattungen haben. Darauf müssen wir verstärkt Rücksicht nehmen und Angebote schaffen.

Was sind die nächsten Schritte?
Berangy-Dadgar: Da äußere ich einen Wunsch: Die Digitalisierung muss weiblicher werden. Die absolute Mehrheit der IT-Entwickler in unseren Breitengraden ist männlich. Der Grundstein für mehr Frauen in der Branche muss bereits im Kindergarten und in der Erziehung gelegt werden. Darüber hinaus wird die hybride Form aus digitaler und Präsenzlehre bleiben und dafür müssen wir ein gutes Setting finden.
Summereder: Völlig d‘accord. Es wird sicher beim Konzept des Blended Learnings bleiben. Bei der Digitalisierung generell wird es für viele Unternehmen entscheidend sein, wie stark die Innovationskraft ausgeprägt ist. Hierzu benötigt es strategisches Geschick und ausgeprägte Change Skills der Führungskräfte, um ihre MitarbeiterInnen auf dieser Reise mitnehmen zu können. 
Ollinger: Wir werden künftig vorrangig hybride Veranstaltungen anbieten, weil Teilnehmende und Lehrbeauftragte sie wollen. Wir können das nutzen, um als Bildungsunternehmen noch mehr Flexibilität anzubieten.

wir sind da
Logo Ausbildungszentrum

Ausbildungszentrum Wiener Rotes Kreuz

Safargasse 4
1030 Wien

Öffnungszeiten

  • Mo, Fr.: 07:30 - 13:30 Uhr
  • Di, Mi, Do: 07:30 - 17:00 Uhr

AGB

Datenschutzerklärung

+43 (0)1 795 80 - 6000
abz-kundenzentrum@wrk.at
Sie sind hier: