Die Geschichte des Landesverbandes Burgenland als eigenständigem Landesverband beginnt nach dem Zweiten Weltkrieg, in einer Zeit, in der es an Allem mangelte. Lesen Sie in der Folge, wie es das Rote Kreuz trotzdem geschafft hat, sich als Organisation zu etablieren, die heute nicht mehr wegzudenken ist.
Anfangs in schwierigster Zeit
9. Mai 1945: In Europa schweigen die Waffen, die bis zu diesem Tag die in der Geschichte schlimmste Katastrophe des alten Kontinents bestimmt hatte. Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende. Die Menschen verlassen die Kellerunterkünfte und die Wälder, die vorübergehend Schutz geboten hatten.
Als einer der ersten Organisationen in unserer Heimat, welche damals als Bundesland Burgenland noch gar nicht bestand, schickt sich das Rote Kreuz an, Ordnung in das Chaos der Nachkriegstage zu bringen. Aber auch das Rote Kreuz steht vor dem Nichts. Es gibt keine Räume, keine Einrichtungsgegenstände und keinen einzigen Rettungswagen - die abziehenden deutschen Truppen bzw. die russische Besatzungsmacht hatten die letzten der siebzehn im Land vorhandenen Rettungswagen beschlagnahmt.
Um den organisatorischen Aufbau richtig verstehen zu können, muss vorausgeschickt werden, dass das Rote Kreuz im Burgenland auch in der Vergangenheit kein Eigenleben hatte. Bestanden in den übrigen Bundesländern bereits während der Ersten Republik selbständige Landesverbände mit eingerichteten Dienststellen und ausgebautem Rettungsdienst, so war das Burgenland an den Landesverband für Wien und Niederösterreich angeschlossen. Daher konnte man keinesfalls von einer intensiven Rotkreuzarbeit im Burgenland sprechen. Vor 1938 gab es keine zentrale Bezirksstelle, noch weniger Ortsstellen. Lediglich der Rettungsdienst wurde seit 1935 vom Roten Kreuz durchgeführt. Während des Zweiten Weltkrieges hatte das Deutsche Rote Kreuz - soweit es eben für die Kriegszeit erforderlich war - den Rettungsdienst sehr gut mit Sanitätswagen und Sanitätsmaterial ausgestattet. Hilfsschwestern und Rettungsmänner wurden militärisch ausgebildet und mit Uniformen und sonstigen Ausrüstungsgegenständen versehen. Dies allerdings nur in zwanzig größeren Gemeinden des Landes.
Die Arbeit nach dem Krieg
Am 1. Juli 1945 erhielt Adalbert Riedl, später Leiter des Burgenländischen Landesmuseums, über seinen Wunsch vom damaligen einzigen Ordnungsfaktor im Lande, dem von der sowjetischen Militärbehörde eingesetzten Bürgermeister von Eisenstadt, Prof. Franz Elek-Eiweck, eine schriftliche Vollmacht, die Interessen des Roten Kreuzes im Burgenland zu wahren. Damit wurde in schwierigster Zeit die Aufbauarbeit des Roten Kreuzes begonnen.
Bereits am 1. August 1945 konnten die ersten Mitarbeiter beim Rettungsdienst und in der Kanzlei angestellt werden. Die Errichtung einer Kanzlei war notwendig, und diese wurde, da eine andere Möglichkeit nicht gegeben war, in einem Raum des Landesmuseums notdürftig untergebracht.
Gründung eines eigenen Landesverbandes
Schon in den ersten Monaten der neuen Rotkreuztätigkeit zeigte sich, dass eine Lostrennung vom Landesverband Wien und Niederösterreich, der in der Nachkriegszeit nicht in der Lage war, sich um das Burgenland zu kümmern, nur von Vorteil für das Land sein könnte. Im Einvernehmen mit dem Präsidenten dieses Landesverbandes, Mitlöhner, erfolgte am 13. August 1946 die Gründung des selbständigen Landesverband Burgenland.
Der große Aufschwung
Unter der Leitung von Hofrat Adalbert Riedl konnte der Landesverband Burgenland des Österreichischen Roten Kreuzes organisatorisch und wirtschaftlich ausgebaut werden. So konnte gegen Ende der 50iger Jahre der Landesverband in das renovierte "Wertheimerhaus" in der Unterbergstraße in Eisenstadt übersiedeln. Alle Bezirksstellen erhielten - soweit sie noch nicht darüber verfügten - eigene Verwaltungs- und Rettungsgebäude mit Wohnungen.
Genau drei Jahrzehnte sollte die Präsidentschaft von Adalbert Riedl dauern. In dieser Zeit glückte nicht nur der beschwerliche und mühsame Aufbau des Rettungswesens im Burgenland, sondern es konnte auch die Basis für eine funktionstüchtige Hilfsorganisation der Zukunft gelegt werden.
In der Generalversammlung am 24. April 1976 stellte Hofrat Riedl nach 30-jähriger Tätigkeit seine Funktion aus Altersgründen zur Verfügung. Nach Erstattung des einstimmig angenommenen Tätigkeitsberichtes für die letzte Funktionsperiode durch den scheidenden Präsidenten, wurden Landesschulinspektor Dr. Edmund Zimmermann zum Präsidenten, Landesamtsdirektor Dr. Reinhold Gschwandtner und Regierungsrat Franz Graschitz zu Vizepräsidenten gewählt.