Aus den paar Jahren sind fünf Jahrzehnte geworden, als der nicht mehr ganz junge Mann von damals uns besuchen kommt, um über seine bisherige Zeit bei der Rettung zu berichten. Helmut Weber, geboren 1950, trägt zum Interview seine Uniform, denn er kommt gerade aus Laubegg. Dort betreut er gemeinsam mit Gerald Kern und Bernd Kousek das Rotkreuz-Archiv.
Ein bisschen Nostalgie herrscht also schon, als er mit seiner Rückschau beginnt: „Ich kann mich noch gut erinnern an das erste Mal, dass ich zur Bezirksstelle gekommen bin. Vorgestellt hab ich mich, ‘Grüß Gott, ich fahr heute das erste Mal …’. Der Gerald meinte dann gleich: ‘Servus Burscherl! Ja, du fahrst heut mit dem Gustl’.“
Die Bezirksstelle war 1975 noch am Eggenberger Gürtel, erinnert er sich – dort, wo sich heute die Notschlafstelle Arche 38 befindet. Die Arbeit im Rettungsdienst gefällt ihm und nach und nach absolviert er mehr und mehr Ausbildungen. Ermöglicht wird ihm das auch durch seinen Arbeitgeber: „Ich war 47 Jahre bei der Post. Damals hat der Herr Rieger dort die Erste-Hilfe-Kurse gegeben und als er in Pension ging, hat man mich gefragt, ob ich das nicht übernehmen will. Prinzipiell war ich dazu natürlich bereit, aber ich wollte auch weitere Rotkreuz-Ausbildungen wie den Offizierskurs absolvieren und das fand alles in Wien statt – schwer zu organisieren mit meinen Arbeitszeiten. Also haben mein Chef und ich etwas ausgehandelt: Ich mache den Lehrschein und unterrichte Erste Hilfe, aber für meine eigenen Fortbildungen bekomme ich jeweils Sonderurlaub.“
So ergab es sich, dass Helmut nicht nur Rettungssanitäter wurde, sondern auch sicherer Einsatzfahrer, Leitstellendisponent und Offizier.
Countdown zur 50
1975: Ein junger Mann besucht einen Erste-Hilfe-Kurs beim Roten Kreuz Graz. Davor denkt er noch nicht, dass ihn das Thema über den Kurs hinaus begleiten wird – er nimmt auf Rat seiner Frau teil. Als er den Raum verlässt, weiß er aber: Ein paar Jahre bleibe ich dabei.
11.04.2024 | Verfasst von S. Weiß
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Durch sein großes Engagement hat er über die Jahre bei vielen besonderen Veranstaltungen mitgewirkt, darunter die Eröffnung der Bezirksstelle in der Münzgrabenstraße, die Katholikentage in Mariazell und die Ironore-Großübung in Eisenerz.
Diese Höhepunkte sind seiner Meinung nach aber nicht das, woraus seine langjährige Begeisterung für den Rettungsdienst erwuchs: „Man braucht die kleinen Höhepunkte: wenn man mit einem Patienten fährt und sieht, wie es ihm besser geht. Es gab Kollegen, die auf die großen Unfälle gewartet haben und als das nicht kam, sind sie wieder gegangen. Mit der Zeit merkt man, wann jemand bei der Rettung dabei bleiben wird und wer nach einem halben Jahr schon wieder gehen wird. Viele junge Freiwillige wollen Fahrer werden, das reizt mich gar nicht. Es gibt auch manche, die nur die rote Uniform tragen und durch Graz brettern wollen – die sind ganz fehl am Platz. Der Patient ist das Wichtigste und dafür braucht man auch eine soziale Ader.“
Die meisten Kolleg:innen, mit denen Helmut damals angefangen hat, sind inzwischen nicht mehr aktiv beim Rettungsdienst. Auch Helmut hat wegen privater Verpflichtungen nicht mehr so viel Zeit wie noch vor ein paar Jahren: „Nach dem Tod meiner Frau kümmere ich mich jetzt alleine um unsere Tochter, die wegen einer Behinderung meine Unterstützung braucht. Vielleicht ein-, zweimal im Monat fahre ich jetzt noch.“

Wichtig bleibt ihm das Rote Kreuz weiterhin: wegen der Arbeit in der Dienstag-Nacht, wegen der Arbeit im Rotkreuz-Archiv und wegen der Menschen. Auch wenn der Ton der Patient:innen heute rauer ist als früher – ein Problem, das nicht nur im Rettungsdienst zu beobachten ist – und Sonntagsdienste mit vier Autos heute undenkbar sind: Die Liebe zum Menschen und zum Roten Kreuz treibt Helmut weiterhin an.
Und die Ehrungen? Immerhin hat Helmut neben dem kürzlich verliehenen Ehrenzeichen der Stadt Graz noch zahlreiche andere Auszeichnungen erhalten: unter anderem die Verdienstmedaille „Menschen auf der Flucht“ in Silber, das steirische Ehrenzeichen der Feuerwehr und Rettung in Silber, das steirische Verdienstkreuz der Feuerwehr und Rettung in Gold und die Verdienstmedaille des Roten Kreuzes in Gold.
„Man freut sich, wenn man es bekommt“, erklärt er ehrlich. „Und man ist stolz darauf. Aber ich kann mir die Sachen nicht tapezieren, da müsste ich mir die Wohnung ja nie wieder ausmalen lassen.“
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