Wir stellen uns vor
Bezirksstelle Gänserndorf: über 100 Jahre im Dienste der Bevölkerung unseres Bezirkes.
Die Schlacht von Solferino
Als Augenzeuge haben die Erlebnisse in der Schlacht von Solferino 1859 den Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant so beeindruckt, dass er nach seiner Rückkehr in die Schweiz das Buch "Erinnerungen an Solferino" schreibt. Am 17. März 1863 gründet Dunant mit drei Schweizer Bürgern das "Hilfskomitee für verwundete Krieger", welches Ausgangspunkt für die internationale Organisation des Roten Kreuzes ist. Bereits drei Jahre später wird in Gänserndorf der Bestand eines "Patriotischen Hilfsvereins zur freiwilligen Sanitätshilfe" nachgewiesen, der sich unter anderem um die Sammlung von Sanitätsmaterial, die private Verwundetenpflege sowie die Kriegswitwen- und Kriegswaisenfürsorge kümmert. 1880 ist das Gründungsjahr der "Österreichischen Gesellschaft vom Rothen Kreuze".
Die Anfänge in Gänserndorf
Es ist ein Donnerstag, an dem sich am 6. November 1902 der "Zweigverein des Österreichischen Patriotischen Hilfsvereines vom Roten Kreuz" in Gänserndorf konstituiert. Bereits 1903 gelingt es dem Verein, leihweise einen Krankentransportwagen mit Pferdebespannung zu erhalten, und 1904 kommen ein Krankenwagen und ein Sanitätsfahrrad zum Einsatz.
Zur damaligen Zeit werden Kranke mit Pferdefuhrwerken zur nächsten Bahnstation (Eröffnung der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn im Jahre 1839) gebracht, um so die Fahrt in Wiener Spitäler zu nötigen Operationen anzutreten.
Im Frühjahr 1904 und in den beiden Folgejahren treten die folgenden Gemeinden dem Zweigverein als Mitglied bei: Gänserndorf, Angern, Auersthal, Baumgarten, Blumental, Breitensee, Dobermannsdorf, Dörfles, Drösing, Dürnkrut, Ebenthal, Eichhorn, Engelhartstetten, Erdpreß, Gaiselberg, Gösting, Götzendorf, Groißenbrunn, Groß-Inzersdorf, Groß-Schweinbarth, Grub, Hauskirchen, Hof, Hohenau, Hohenruppersdorf, Jedenspeigen, Klein-Harras, Kollnbrunn, Lassee, Loidesthal, Loimersdorf, Marchegg, Martinsdorf, Matzen, Maustrenk, Neusiedl, Niederabsdorf, Niedersulz, Obersulz, Oberweiden, Ollersdorf, Palterndorf, Pyrawarth, Prinzendorf, Prottes, Raggendorf, Reyersdorf, Ringelsdorf, Sierndorf, Schönfeld, Schönkirchen, Spannberg, Stillfried, Stripfing, Tallesbrunn, Untersiebenbrunn, Velm, Waidendorf, Waltersdorf, Weikendorf, Windisch-Baumgarten, Witzelsdorf, Zistersdorf und Zwerndorf.
Der Verein wächst
Der Rechenschaftsbericht von 1907 zählt 287 Mitglieder in Gänserndorf und 22 (!) Überführungen pro Jahr, deshalb wird ein zweiter Krankenwagen in der Dependance in Zistersdorf stationiert.
Der Präsident der Zweigniederlassung in Gänserndorf ist Dr. Franz Richter, k.k. Bezirkshauptmann, als Stellvertreterin fungiert Frau Elise Lederer, Fabrikatengattin aus Zistersdorf. Der "Rechnungskontrollor" wird mit Franz Friedl, Bürgermeister in Marchegg, angegeben.
Der beginnende Erste Weltkrieg stellt das Rote Kreuz Gänserndorf vor neue Herausforderungen, so wird schon in den ersten Kriegswochen ein "Bahnhof-Labkomitee" ins Leben gerufen, um die verwundeten Soldaten bei ihrer Durchfahrt in der Station Gänserndorf betreuen zu können. Der Krankentransportwagen wird zur Dienstleistung beim Heer eingezogen. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Kranken wieder mit der Eisenbahn in Wiener Spitäler gebracht werden.
Zwischen den Weltkriegen
1918 hört der Zweigverein vom Roten Kreuz in Gänserndorf rechtlich auf zu bestehen. Zwischen den Weltkriegen verlagert das Rote Kreuz landesweit seine Tätigkeiten eher in den Bereich der Krankenpflege und der Gesundheitsfürsorge; so werden landesweit beispielsweise Lungenheilstätten betrieben. In vielen Orten übernimmt die Feuerwehr die Transportaufgaben, meistens mit separaten Rotkreuz-Kolonnen innerhalb der Organisation.
Am 24. Juni 1926 stellt sich die Bezirkshauptmannschaft Gänserndorf über Ersuchen des Landesvereines (damals noch Wien, Niederösterreich und Burgenland) die Aufgabe, die Vereinstätigkeit wieder zu aktivieren. Nach der langjährigen Unterbrechung findet an diesem Tag die erste Vollversammlung nach dem 1. Weltkrieg statt.
Am 28. August 1928 kann der Verein mitteilen, dass ein "Sanitätsautomobil" seinen Betrieb aufgenommen hat. Nur zehn Jahre später lösen die Nationalsozialisten die "Österreichische Gesellschaft vom Roten Kreuz" wieder auf und sie wird dem Deutschen Roten Kreuz eingegliedert. Das Rettungsauto wird im Verlauf des Krieges abgezogen; die Bezirksstelle Gänserndorf steht bei Kriegsende wieder bei Stunde Null.
Nachkriegszeit
Am 3. Mai 1946 wird im Gemeindeprotokoll festgestellt, dass sich in Gänserndorf keine Rettungsstation befindet. Im Frühjahr 1946 konstituiert sich die Bezirksstelle Gänserndorf nach dem Krieg unter der Führung des damaligen Bezirkshauptmannes Hofrat Dr. Baumgartner und einigen Helfern, darunter der in der Folge langjährige Funktionär Reg.Rat Norbert Huber. Sie bauen den Rettungsdienst nach dem Krieg neu auf. Daraufhin werden im November 1946 behelfsmäßig wieder Krankentransporte durchgeführt.
Vielen Berichten aus der damaligen Zeit ist zu entnehmen, dass die zur Verfügung gestellten Fahrzeuge sehr reparaturanfällig sind und vor allem riesige Mengen an Treibstoff benötigen, in einem Fall klagte eine Bezirksstelle über den fast nicht mehr finanzierbaren Verbrauch von 40 Litern Benzin auf 100 Kilometer. Im März 1947 wird eine Sammlung zum Ankauf eines neuen Rettungsfahrzeuges durchgeführt.
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Eine zweite wichtige Aufgabe hatte das Rote Kreuz in den Nachkriegsjahren - ältere Leserinnen und Leser werden sich sicher noch an die vielen Radiodurchsagen aus diesen Jahren erinnern: "Der Suchdienst des Roten Kreuzes forscht nach dem Schicksal des Soldaten X, zuletzt von Kameraden gesehen..." Manche Schicksale können geklärt werden, vieles bleibt leider im Ungewissen.
Gebäude am Bockfließerweg
Am 19. Dezember 1949 wird das Gebäude am Bockfließerweg 2-4 gesegnet. Es enthält neben den notwendigen Betriebsräumen auch Garagen und Wohnungen für den Telefondienst. Am 1. Jänner 1950 wird der Betrieb im neuen Haus aufgenommen. In der Folge übernimmt Hofrat Dr. Krause die Führung der Bezirksstelle, welcher die Geschäfte 1957 an Hofrat Dr. Alois Kermer übergibt.
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Zusätzliches Gebäude in der Rotes-Kreuz-Gasse
Im Dezember 1964 wird zusätzlich das Gebäude in der Rotes-Kreuz-Gasse bezogen und ist 35 Jahre Heimatstätte der Bezirksstelle Gänserndorf. Der Fuhrpark wächst ständig, so gibt es 1973 bereits 5 Krankenwagen und 1984 schon 7 Fahrzeuge, die immer neue Garagen brauchen.
Das Gebäude wird im Laufe der Jahre mehrfach erweitert und ausgebaut: Schulungsräume, Bereitschaftsräume und Garagen werden laufend vergrößert oder zugebaut.
Im Jahre 1976 werden die ersten Zivildiener an der Bezirksstelle Gänserndorf eingesetzt, ohne ihre Hilfe wäre der Dienstbetrieb heute nicht mehr aufrecht zu erhalten.
Im Jahr 1979 legen die Fahrzeuge der Bezirksstelle bei 3.468 Ausfahrten bereits über 230.000 km zurück.
1986 übergibt Hofrat Dr. Kermer nach über 30-jähriger Tätigkeit sein Amt an Hofrat Mag. Norbert Müller, der leider 1989 an den Folgen eines schweren Unfalles verstirbt.
Am 1. Jänner 1987 wird eine Ärztenotstelle eingerichtet. Über diese kann jederzeit der diensthabende Arzt erreicht werden.
Genau ein Jahr später wird der Notarztwagen probeweise in Betrieb genommen. Gänserndorf ist somit der erste Bezirk ohne Krankenhaus, der einen Notarztwagen in Betrieb nimmt.
Nach dem plötzlichen Tod von Hofrat Mag. Müller übernimmt Dr. Rupert Lenhart die Leitung der Bezirksstelle und gibt diese im Juni 1991 an Ing. Gerhard Radvan weiter.
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Neubau
Die Raumnot wird immer größer und die Notwendigkeit eines Neubaus ist gegeben. Nach langwierigen Verhandlungen kann schlussendlich das passende Grundstück erworben werden. Im November 1997 sind die Planungen für den Bau einer neuen Bezirksstelle abgeschlossen, sodass nunmehr mit dem Neubau begonnen werden kann. Spatenstich ist bereits am 3. Dezember 1997. Im Jahr 1998 beträgt der Fahrzeugstand der Bezirksstelle 11 Sanitätsfahrzeuge (RTW und BKTW), entsprechende Ausrüstung für Katastropheneinsätze, eine Feldküche und einen NAW. Der Personalstand beträgt 16 hauptamtliche und 120 ehrenamtliche Mitarbeiter sowie 12 Zivildienstleistende. 1998 werden 15.000 Patienten transportiert und beinahe 700.000 km zurückgelegt.
Am 7. Mai 1999 wird das neue Bezirksstellengebäude schlussendlich gesegnet und offiziell in Betrieb genommen.
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Ortsstelle Deutsch-Wagram
Aufgrund einsatztaktischer Überlegungen wird 1996 in Deutsch Wagram eine Dependance gegründet; diese ist im alten Feuerwehrgebäude an der Hauptstraße, Ecke Jakob-Grünwald-Gasse, angesiedelt.
Das 21. Jahrhundert
Am 19. März 2001 übergibt der damalige Bezirksstellenleiter Ing. Gerhard Radvan die Leitungsfunktion an Bürgermeister Johann Karl. Im Jahr 2002 finden Festivitäten anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Bezirksstelle Gänserndorf statt.
Am 21. September 2003 findet die feierliche Inbetriebnahme eines neuen und hochmodernen Notarztwagens mit "Kofferaufbau" (4,6 Tonnen Gesamtgewicht) im Rahmen einer Feldmesse mit anschließendem Frühschoppen statt.
Am 13. Oktober 2003 erfolgt der Anschluss an die zentrale Bereichsleitstelle Weinviertel Nord mit damaligem Sitz in Mistelbach.
Das Jahr 2006 fordert die Bezirksstelle Gänserndorf im Rahmen der Hochwasserkatastrophe im April im Bezirk Gänserndorf (u.a. Dürnkrut und Angern). Der darauffolgende Katastropheneinsatz dauert fast einen Monat.
Im August 2006 erfolgt der Ankauf einer neuen mobilen Feldküche für Katastropheneinsätze, teilweise finanziert durch unsere Veranstaltungserlöse sowie die Einführung des "First-Responder-Systems" und der Start von "Betreutes Reisen" im Rahmen der Gesundheits- und Sozialen Dienste.
Bezirksstellenleiter Bürgermeister Johann Karl verstirbt plötzlich und unerwartet am 8. Dezember 2006 im 51. Lebensjahr. Die beiden Bezirksstellenleiter-Stellvertreter Dr. Guido Spira und Norbert Kaiser führen die Bezirksstelle bis zur Neuwahl weiter.
Am 25. Mai 2007 wird Otmar Lutzky als Nachfolger des verstorbenen Bürgermeisters Johann Karl zum neuen Bezirksstellenleiter gewählt. Es erfolgt ein weiterer Ausbau der Gesundheits- und Sozialen Dienste unter anderen mit dem Pflegemittelverleih und dem Start der "Team Österreich Tafel" in Strasshof. Unter dem Motto "Verwenden statt Verschwenden!" werden fortan jeden Samstag kostenlos Lebensmittel an Bedürftige ausgegeben.
Im Jahr 2013 wird das 25-jährige Bestehen des Notarztwagens Gänserndorf gefeiert und ein neuer Notarztwagen angeschafft. Mag. Thomas Hasenberger wird am 19. Mai 2016 im Rahmen der Bezirksstellenversammlung als Nachfolger von Otmar Lutzky zum neuen Bezirksstellenleiter gewählt.
Die Bezirksstelle verzeichnet im Jahr 2016 bereits 25.884 Ausfahrten bei 1.243.024 gefahrenen Kilometern.
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Die Zukunft
Getreu unserem Slogan "Aus Liebe zum Menschen" sind wir dort, wo Menschen in unserem Bezirk und über die Grenzen hinaus Hilfe brauchen - im Rettungsdienst, bei den Gesundheits- und Sozialen Diensten, in der Katastrophenhilfe, in der Ausbildung, beim Blutspendewesen, im Jugendrotkreuz und in vielen anderen interessanten Bereichen.
Die Fusion
Mit Jänner 2021 fusioniert unsere Bezirkstelle mit Marchegg zu einer neuen Bezirksstelle Gänserndorf-Marchegg. Im Zuge dieser Fusion kommt es auch zu einer Neuzuordnung der Dienststelle Lassee zur neu fusionierten Bezirksstelle. Gemeinsam ist man damit für rd. 60.000 Menschen in der Region zuständig und will noch stärker für jene da sein, die unsere Hilfe benötigen.
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Erste Anlaufstelle
Bezirksstelle Gänserndorf-Marchegg
MO - SO: 00:00 - 24:00
BÜRO MO - FR: 08:00 - 16:00