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NÖ Armutsnetzwerk Pressemappe: „Gestutzte Flügel statt sozialer Sicherheit?“

Eines von Fünf: Was ein Aufwachsen in Armut Kindern nimmt und was Perspektiven gibt

NÖ Armutsnetzwerk: „Gestutzte Flügel statt sozialer Sicherheit?“ Eines von Fünf: Was ein Aufwachsen in Armut Kindern nimmt und was Perspektiven gibt
Michelle Hauer, gewählte ehrenamtliche Vorsitzende, Katholischen Jungschar der Erzdiözese Wien KJSW, Hannes Buxbaum, Landesdirektor Gesundheits- und Soziale Dienste und Mitglied der Geschäftsführung, Rotes Kreuz Niederösterreich und Barbara Bühler, Koordinatorin und Obfrau NÖ Armutsnetzwerk und

Eines von fünf oder warum ein Schulausflug zum Problem wird

 

Der 20.11. ist der internationale Tag der Kinderrechte. An diesem Tag wurde 1989 die UN Kinderrechtskonvention verabschiedet, die Österreich 1992 unterzeichnet hat. Die UN Kinderrechtskonvention (UN KRK) enthält unter anderem die Verpflichtung bei allen Maßnahmen das Wohl des Kindes vorrangig zu betrachten (Artikel 3 UN- KRKR), das Recht auf soziale Sicherheit für Kinder und Jugendliche (Artikel 26 UN- KRK) das Recht auf angemessenen Lebensstandard (Artikel 27 UN- KRK) sowie das Recht auf die Durchsetzung der Kinderrechte (Artikel 4 UN- KRK).

Doch Rechte und Konventionen müssen sich in der Lebensrealtität widerspiegeln, im Alltag spürbar und erlebbar sein um tatsächlich wirken zu können. Hier tut sich eine klaffende Lücke auf zwischen dem Anspruch der UN Kinderrechtskonvention, die wir am 20.11. dem internationalen Tag der Kinderrechte feiern und der Lebensrealtität von Kindern und Jugendlichen in Niederösterreich.

Ein konkreter Blick auf die Situation von Kindern, Jugendlichen und finanziell abhängigen Erwachsenen in Niederösterreich bis 24 Jahre zeigt, dass 19 %, also knapp jedes fünfte Kind, jede*r fünfte Jugendliche oder junge Erwachsenen in Niederösterreich von Armut oder Ausgrenzung bedroht ist.
Jedes fünfte Kind, also in einer Schulklasse mit 20 Schülerinnen und Schülern vier Kinder die betroffen sind. Oder um die 19% der Kinder, die von Armut oder Ausgrenzung in Niederösterreich bedroht sind, etwas greifbarer zu machen: das sind 68.000 Kinder, Jugendliche oder finanziell abhängige Erwachsene (bis 24 Jahre) und damit mehr als St. Pölten Einwohner*innen hat.

Die nackten Zahlen hinsichtlich jener Menschen, die in Niederösterreich auf Leistungen der Sozialhilfe angewiesen sind, verdeutlichen das Ausmaß in dem Kinder- und Jugendliche betroffen sind ganz besonders drastisch: Deutlich über 1/3 (35,2%) aller Menschen die in NÖ auf Leistungen der Sozialhilfe, also dem letzten sozialen Netz, in Niederösterreich angewiesen sind, sind zwischen null und 18 Jahre alt.

 

Was steckt hinter diesen Zahlen?
Was bedeutet es für Kinder und Jugendliche mit Armut und Mangel konfrontiert zu werden?

 

„Armut stutzt Flügel: Einschränkungen im Alltag nehmen Zukunftsperspektiven“

Ein bekanntes Goethe Zitat besagt, dass Kinder von ihren Eltern Wurzeln und Flügel bekommen sollten: Armut jedoch stutzt die Flügel, denn es bedeutet das Erleben von Scham und Entbehrungen in einer Lebensphase, die prägend für das ganze weitere Leben ist. Daniela Brodesser schreibt dazu im Buch „Armut“: „Wenn ich gefragt werde, was das Leben in Armut mit der Familie macht, fällt mir als Erstes ein: Die Kinder äußern keine Wünsche mehr. Sie haben gelernt, dass Wünsche, wie sie ihre Klassenkolleg*innen haben nicht erfüllbar sind“.

So gaben 1/5 (21 %) der Haushalte mit Kindern an, keine unerwarteten Ausgaben tätigen zu können. Schulausflüge oder Skikurse werden für diese Familien zum Problem und für Kinder zu einer Quelle von Scham und Ausgrenzung.
Daniela Brodesser beschreibt dies anschaulich in ihrem Buch „Armut“: ein Schulausflug bedeutet „an anderer Stelle massiv einsparen zu müssen. Das belastet die Familie und damit sie selbst. Es nimmt Unbeschwertheit. Kindern sollten frei von solchen Dingen aufwachsen können“.
Aufwachsen in Armut bedeutet auch: in überbelegten Wohnungen leben (16 % von 0- 17 Jahre) oder in Wohnungen die feucht oder schimmelig sind (11 %). Doch wie Freund*innen einladen, wenn in der Wohnung zuwenig Platz zum Spielen ist?

 

Folgen der Inflation verschärften Problematik:

Ergebnisse der Erhebung „So geht’s uns heute“ der Statistik Austria zeigen, was für viele Menschen schon lange spürbar ist: Die Teuerung ist für viele Menschen finanziell belastend.
Besonders Haushalte mit mehreren Kindern (31 % im 4ten Quartal 2022) gaben an „mit dem verfügbaren Einkommen nur mit (großen) Schwierigkeiten die Lebenshaltungskosten decken zu können“. Die hohen Preise betreffen alle, Menschen mit wenig Einkommen treffen sie aber ganz besonders. Eine Betroffene verdeutlicht das mit den Worten „Man kann jetzt nicht mehr auf irgendwelche Wünsche oder so eingehen. Sondern das gibt`s – und was anders gibt es nicht“.

 

Rückfragehinweis:

Mag.a (FH), Bakk.a phil.Barbara Bühler
Koordinatorin und Obfrau NÖ Armutsnetzwerk
0650/ 37 577 81
armut_in_noe@gmx.at

 

wir sind da
Zenker und Co - Pressesprecher_innen vom Roten Kreuz Niederösterreich

Pressestelle

Andreas Zenker, Sonja Kellner

Rotes Kreuz Niederösterreich

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