Minuten entscheiden, wenn es um Notfälle geht. Darum setzen die Einsatzkräfte alles daran, einen reibungslosen und schnellen Rettungsverlauf zu gewährleisten. Im Vergleich zu heute war der Arbeitsaufwand des Roten Kreuzes vor über hundert Jahren deutlich größer und nicht Minuten, sondern Stunden entschieden bei Notfällen. Doch das Ziel war auch vor 100 Jahren ident: Menschen zu helfen. Mit allen verfügbaren Mitteln.
Wie diese Mittel im letzten Jahrhundert aussahen, dass kann am 13.09.2024 von 10:00 – 16:00 Uhr am Stadtplatz in Eferding bestaunt werden. Besondere Highlights stellen hierbei der mit einigen Tausend unentgeltlichen Arbeitsstunden liebevoll restaurierte k.u.k.-Sanitätswagen aus dem Ersten Weltkrieg, sowie ein original US-amerikanisches Zelt-Lazarett aus dem Jahr 1945 mit umfangreichem Equipment dar.
„Wie die Sanitätsversorgung im letzten Jahrhundert vorgegangen ist, werden die BesucherInnen hautnah miterleben, wenn wir am 13. September zu einer Reise durch die Geschichte der Rettung einladen. Dabei beginnen wir unsere Reise durch die Zeit rund um den Ersten Weltkrieg, weiter über die Sanitätsversorgung zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und zeigen auch mit einer Vorführung des Bundesheeres und des Roten Kreuzes Eferding wie die heutige Versorgung gelingt.“, freut sich OMR Dr. Heinz Tumpach, Gründer der Historischen Sanitätsgruppe Eferding.
Historische Sanitätsgruppe Eferding
1899 gründete Karl Schachinger bei der Feuerwehr Eferding eine „Transportkolonne des Roten Kreuzes“. Mithilfe eines pferdegezogenen Rettungswagens wurden Kranke und Verletzte zum Bahnhof gebracht und mit dem Zug nach Linz weitertransportiert. Damals ahnte noch niemand, wie wichtig diese Einrichtung in wenigen Jahren im Ersten Weltkrieg sein würde.
Hundert Jahre später hatte der Eferdinger Arzt Dr. Heinz Tumpach, zum damaligen Zeitpunkt schon jahrelang Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes Eferding, die Idee, dies darzustellen: Er gründete 1999 die historische Sanitätsgruppe Eferding. "Ihre Aufgabe ist es, historische Rettungsmaßnahmen zu zeigen und Gegenstände aus der Geschichte des Roten Kreuzes zu sammeln und zu erhalten. Sie wurden schon in zahlreichen Museen in Linz, Innsbruck und in mehreren Städten in Italien ausgestellt", erklärt Dr. Tumpach stolz.
Einblicke verschafft die Historische Sanitätsgruppe aber nicht nur in Österreich und Italien: "Die historische Gruppe besuchte bereits viele europäische Länder und wird überall herzlich aufgenommen. Internationale Freundschaften begleiten sie", ergänzt Dr.Tumpach und freut sich über die regelmäßigen Einladungen innerhalb Österreich und über seine Grenzen hinaus.
Historischer k.u.k. Sanitätswagen
Das Rettungstransportwesen von anno dazumal gehört auch zur Geschichtsvermittlung. Im Jahr 2006 wurde in einer Scheune im kärntnerischen Bleiburg der Aufbau eines historischen Sanitätskraftwagens entdeckt. Im Sommer 2012 gelang Herrn Dr. Tumpach der Erwerb mithilfe des Landes Oberösterreich: "Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien bestätigte, dass es sich um den letzten noch erhaltenen Aufbau eines k.u.k.-Sanitätswagens aus dem Ersten Weltkrieg handelt", so Dr. Tumpach.
Schließlich wurde in Amerika auch das passende Fahrgestell mit Motor und Getriebe gefunden und die Landmaschinenfirma Gattermeier übernahm mit freiwilligen Helfern des Oldtimerclubs Wackersbach-Eferding die fachmännische Restaurierung. Tausende unentgeltliche Arbeitsstunden ließen das einmalige historische Fahrzeug wieder aufleben und seither sorgt der liebevoll restaurierte historische Sanitätswagen bei besonderen Anlässen für Aufsehen und Bewunderung und schmückt neben den historischen Uniformen jede Feierlichkeit auf ganz besondere Weise.
Rotes Kreuz als Geburtshelfer des heutigen Notarztwesens
Bereits zu dieser Zeit setzte das Rote Kreuz die Sanitätskraftwagen als Feldchirurgische Kraftwagen sowie entsprechende Begleitwagen ein und begründete somit den Beginn des heutigen Notarztwesens.
Foto: Historische Sanitätsgruppe vom Roten Kreuz Eferding beim italienischen Friedenstreffen in Triest
Credit: RK Eferding
