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50 Jahre Zivildienst – Entscheidung für eine helfende Gesellschaft

  • Im April 1975 rückte der erste Zivildiener im OÖ. Roten Kreuz ein
  • Einst kämpften Zivildiener um Anerkennung, mittlerweile gelten sie als unverzichtbare Säulen der Gesellschaft.
  • Jedes Jahr absolvieren 630 junge Männer ihren Zivildienst im OÖ. Roten Kreuz.
  • Aufgrund der demografischen Entwicklung gestaltet sich die Suche zunehmend schwieriger
  • Schwer zu besetzten ist der Einrücktermin im April. Für den Juli-Termin sind noch Plätze frei.
Franz Neuhauser kam 1975 zum Zivildienst an die Rotkreuz-Dienststelle Steyr – Bernhard Lehner gut 50 Jahre später. Nun trafen sie sich an der Bezirksstelle.
Franz Neuhauser kam 1975 zum Zivildienst an die Rotkreuz-Dienststelle Steyr – Bernhard Lehner gut 50 Jahre später. Nun trafen sie sich an der Bezirksstelle.

Zivildiener Bernhard Lehner steht in der Garage der Rotkreuz-Bezirksstelle Steyr-Stadt und bereitet das Rettungsauto für den bevorstehenden Dienst vor. „Ich helfe gerne anderen Menschen, will was für mein Leben lernen und mich sinnvoll in unsere Gesellschaft einbringen“, sagt der 21-jährige der seit Juli 2024 als Zivildiener zur Stelle ist, wenn Menschen Hilfe brauchen. Besuch bekam Bernhard heute von Franz Neuhauser (70). Der gelernte Tischler rückte vor 50 Jahren als einer von vier Oberösterreichern zum Zivildienst ein. „Das prägte mein Leben“, erzählt Neuhauser, der kurz darauf als beruflicher Mitarbeiter anheuerte und sich noch heute freiwillig an der Dienststelle engagiert.

Hürden um helfen zu dürfen

„Früher war vieles anders“, sagt der gebürtige Sierninger, der - im Gegensatz zu Bernhard - noch 12 Monate Zivildienst geleistet hat. Schon zuvor musste er große Hürden überwinden, um als „Zivi“ Menschen helfen zu dürfen. „Ich habe den Wehrdienst verweigert. Wir mussten genau begründen, warum wir keinen Dienst mit der Waffe leisten wollten oder konnten“, erzählt er. Mit Aufkommen des Zivildienstes wurde eine Kommission eingerichtet, die 1992 abgeschafft wurde. Anhand einer „Gewissensprüfung“ entschied sie, ob jemand Zivildienst leisten durfte. Auch die Gesellschaft begegnete damals jungen Männern wie Franz mit Misstrauen. „Damals gehörte Mut dazu, sich für den Zivildienst zu entscheiden“, sagt er.

Zivildiener halten unsere Gesellschaft am Laufen

Die Zeiten änderten sich - längst gelten Zivildiener als systemrelevante Leistungsträger, die mit ihrer Entscheidung eine Gesellschaft am Laufen halten. Im OÖ. Roten Kreuz sind sie bei einem Drittel der Rettungseinsätze dabei und unverzichtbar, um flächendeckend rasche Hilfe zu garantieren. Dabei lernen sie wichtige Lebenskompetenzen und übernehmen Verantwortung. Acht von zehn Zivildienern bleiben danach als Freiwillige beim Roten Kreuz. Diese Verbundenheit zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der jungen Männer ihren Zivildienst als positiv, sinnstiftend und bereichernd erlebt. „Mir taugt es. Du sammelst wertvolle Erfahrungen und lernst Menschen kennen, die auch zu Freunden werden können“, sagt Zivildiener Bernhard Lehner. Diese Meinung entspricht dem Trend. 9 von 10 Zivildiener würden sich wieder für den Zivildienst entscheiden. Hauptsächlich, weil er sinnvoll ist. Das sagen fast drei Viertel der jungen Männer, die zum Zivildienst befragt wurden. Auch die Bevölkerung hat was vom Zivildienst. Eine Studie der Wirtschaftsuniversität zeigt, dass der finanzielle Mehrwert des Zivildienstes österreichweit bei 500 Millionen Euro liegt . Und: Viele junge Männer kommen durch den Zivildienst zum ersten Mal intensiv mit dem Gesundheitswesen in Kontakt. Das führt oft dazu, dass sie sich beruflich für einen wichtigen und zukunftssicheren Bereich entscheiden.

Demografischer Wandel erschwert Suche nach Zivildienern

Bis dato absolvierten 17.160 junge Männer ihren Zivildienst beim OÖ. Roten Kreuz. Unter ihnen befinden sich auch zahlreiche bekannte Persönlichkeiten wie beispielsweise Folkshilfe-Musiker Gabriel Fröhlich, der sich weiterhin freiwillig im Rettungsdienst engagiert. Ebenfalls ihren Zivildienst beim OÖ. Roten Kreuz leisteten der ehemalige OÖ. Nachirchten-Chefredakteur Gerald Mandlbauer, Nationalrat David Stögmüller sowie Gernot Ecker und Gernot Hörmann vom ORF-Oberösterreich. Natürlich absolvierte auch OÖ. Rotkreuz-Präsident Dipl.-Päd. Gottfried Hirz den Zivildienst im Jahr 1980 an der Ortsstelle Kirchschlag. Die Zahl junger Menschen geht laut Statistiken sukzessive zurück. Daher wird es immer herausfordernder, genügend Zivildiener zu finden – besonders für den Einrücktermin im April, der für 2025 mittlerweile besetzt werden konnte. Für den Juli-Termin gibt es noch freie Stellen – vor allem in den Städten Linz und Wels. „Zivildiener sind ein wichtiges Bindeglied in unserem Hilfe-Netzwerk. Wir freuen uns über jeden, der sich sinnvoll engagieren und bei uns seinen Erfahrungsschatz erweitern will“, sagt OÖ. Rotkreuz-Präsident Dipl.-Päd. Gottfried Hirz. Infos: https://www.roteskreuz.at/oberoesterreich/ich-will-helfen/zivildienst bzw. www.helden-wie-wir.at

Franz Neuhauser (l.) und Bernhard Lehner (r.) stehen vor dem Rettungsauto in der Dienststelle Steyr.
Franz Neuhauser (l.) und Bernhard Lehner (r.) stehen vor dem Rettungsauto in der Dienststelle Steyr.
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Christian Hartl Bakk. phil.

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