Bei schweren Unfällen oder medizinischen Notfällen steht klarerweise der/die Notfallpatient:in im Zentrum des Geschehens. Ist die Arbeit des/der Notarzt/Notärztin getan, bleiben Angehörige, Freund:innen oder Kolleg:innen oft schockiert und überfordert zurück. Aber auch das Umfeld braucht in dieser schwierigen Zeit jemanden an seiner Seite, der erklärt, beruhigt und zuhört. Das Umfeld darf mit den traumatisierenden Bildern und der Angst nicht alleine gelassen werden! Helfer:innen selbst profitieren ebenfalls von professioneller Krisenintervention, denn auch sie müssen in Einsätzen Erlebtes verarbeiten, um selbst psychisch stabil zu bleiben.
Psychische Extremsituationen
Kriseninterventionsteams sind für Menschen da, die sich in einer akuten traumatischen Situation bzw. Krise befinden und psychosoziale Unterstützung benötigen.

Warum Krisenintervention?

Mehr zur Krisenintervention im Roten Kreuz
Psychische Stabilität ist das A und O! Traumatische Ereignisse können Belastungsstörungen hervorrufen, die gesundheitliche Schäden mit sich bringen. Die psychologisch geschulten Fachkräfte der Krisenintervention beugen hier in enger Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst vor. Die Krisenintervention erfolgt unmittelbar nach dem Ereignis und ist nicht als Therapie zu verstehen! Krisenintervention schließt „das Fenster“ zwischen Ereignis und professioneller psychosozialer Nachbetreuung. Die Betreuung durch das Krisen-Interventions-Team des österreichischen Roten Kreuz ist einmalig.
- Unterstützung bei der Bewältigung der Eindrücke
- Stabilisierung und Mobilisierung persönlicher Ressourcen
- Aktivierung des sozialen/familiären Netzwerkes
- Unterstützung bei der Wiedergewinnung der Handlungsfähigkeit
- Plötzlicher Kindstod (SIDS)
- Außergewöhnliche Todesfälle
- Unfälle mit Todesfolge bzw. schweren Verletzungen
- Suizidversuch / Suizid
- Betreuung von Angehörigen vermisster Personen
- Überbringung der Todesnachricht (nur mit Exekutive)
- Gewaltdelikte / Bank- und Raubüberfälle
- Betreuung nach Reanimation / Todesfälle im häuslichen Bereich
- Betreuung von Kindern in familiären Notsituationen
- Betreuung während und nach Großschadensereignisse
- Auswahlverfahren durch die Landesverbände
- Grundkurs nach den Richtlinien der Plattform für Krisenintervention Österreich
- Mindestalter 25 Jahre
- Die Ausbildung umfasst 72 theoretische Unterrichtseinheiten
- Volontariat von mindestens 10 Stunden
- Mindestens 5 Einsätze gemeinsam mit einem erfahrenen Kriseninterventionsmitarbeiter:innen

Die Mitarbeiter:innen der Krisenintervention können über die Rettungsleitstellen des Roten Kreuzes täglich von 0-24 Uhr alarmiert werden. Die Alarmierung erfolgt auf Anforderung von Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Notarzt sowie Ämtern, wie die Landes- oder Bundesinnenministerien oder das Auswärtige Amt. In der Regel warten Einsatzkräfte vor Ort das Eintreffen der Krisen-Interventions-Mitarbeiter:innen ab.
Da sein in der Krise

Die Krisenintervention des Roten Kreuzes in Tirol ist für Menschen da, die sich in einer akuten traumatischen Situation bzw. Krise befinden und psychosoziale Unterstützung benötigen. Das Kriseninterventionsteam besteht aus psychosozial geschulten Mitarbeiter_innen.
Psychische Gesundheit als das A und O
Traumatische Ereignisse können Belastungsstörungen hervorrufen, die gesundheitliche Schäden nach sich ziehen. Die psychosozial geschulten Mitarbeiter_innen der Krisenintervention in Tirol unterstützen Betroffene und Angehörige in Akutsituationen, um sie zu stabilisieren und durch die Situation zu begleiten mit dem Ziel, Hilflosigkeit und Kontrollverlust zu reduzieren sowie erste massive Stressreaktionen zu minimieren. Dabei wird versucht, das soziale Umfeld zu aktiveren und dieses handlungsfähig zu halten bzw. zu machen. Die Krisenintervention erfolgt unmittelbar nach oder während dem Ereignis und ist nicht als Therapie zu verstehen! Krisenintervention schließt „das Fenster“ zwischen einer ersten akuten psychosozialen Unterstützung nach einem traumatischen Ereignis und einer möglichen späteren professionellen Nachbetreuung. Die Unterstützung durch ein Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes Tirol erfolgt einmalig in der Akutsituation.
Der Weg zur Ausbildung
Die Ausbildung in der Krisenintervention umfasst in Tirol 134 Stunden theoretische Ausbildung. Neueinsteiger_innen im Roten Kreuz leisten ein Voluntariat von fünf Mitfahrdiensten im Rettungsdienst. Die Auswahl der künftigen MItarbeiter_innen erfolgt in den Bezirksstellen zusammen mit dem fachlichen Hintergrunddienst des Landesverbandes Tirol. Die Ausbildung erfolgt gemäß der Rahmenvorschriften des Österreichischen Roten Kreuzes.
Das Rote Kreuz Tirol veranstaltet jedes Jahr die Kriseninterventionstagung.
Hier finden Sie die Informationen dazu.
Der Einsatz

Die Krisenintervention erfolgt unmittelbar nach dem Ereignis und ist nicht als Therapie zu betrachten. Vielmehr schließt sie die „Lücke“ zwischen dem Vorgefallenen und einer professionellen psychosozialen Nachbetreuung.
Die Betreuung durch das Kriseninterventionsteam des Österreichischen Roten Kreuzes – Bezirksstelle Landeck ist in der Regel einmalig und dauert im Schnitt zwei bis drei Stunden (bei Bedarf auch länger). Dieser Zeitraum hat sich in den meisten Fällen als ausreichend erwiesen, um die psychisch traumatisierten Menschen im Rahmen der präklinischen Notfallmedizin in ihrer Situation zu stützen.
In der Regel bleiben die Einsatzkräfte vor Ort, bis der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin des Kriseninterventions-Teams eintrifft. Dadurch ist eine geordnete Übergabe und Einweisung möglich.
Während des Einsatzes und – wenn gewünscht – auch bei Verabschiedungen sowie ökumenischen und interreligiösen Ritualen arbeiten wir eng mit unseren Gründungsmitgliedern, der Krankenhausseelsorge in Zams, den NotfallseelsorgerInnen aus den römisch-katholischen Dekanaten Zams und Prutz sowie der evangelischen Pfarrgemeinde Oberinntal zusammen.
Die Mitarbeiter der Krisenintervention können täglich von 0 bis 24 Uhr über die Landesrettungsleitstelle Tirol alarmiert werden. Angefordert werden sie meist von der Polizei, der Feuerwehr, dem Rettungsdienst, dem Notarzt, verschiedenen Ämtern (z. B. Bezirkshauptmannschaft, Landes-oder Bundesbehörden) oder, im Fall der Lokführerbetreuung, durch die ÖBB.
Auch die Einsatzkräfte selbst sind bei Unfällen und anderen Ereignissen häufig mit schweren psychischen Belastungen konfrontiert. Daher bedarf es auch gezielter Hilfe für die Helfer (Einsatzkräftenachsorge). Unser SvE-Team (kurz für: Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen) unterstützt die Einsatzkräfte nach besonders stressreichen, potentiell traumatischen Ereignissen.


Mag. Dietmar Kratzer
Landesverband Tirol
Telefonnummer bei Anforderung einer Krisenintervention: 14844
Sie sind direkt mit der Leitstelle Tirol verbunden
(24 Stunden Erreichbarkeit)

Herbert Haid
Landesverband Tirol
Telefonnummer bei Anforderung einer Krisenintervention: 14844
Sie sind direkt mit der Leitstelle Tirol verbunden
(24 Stunden Erreichbarkeit)
Psyche in Not? Holen Sie sich Hilfe!
In den Jahren 1998 und 1999 gaben das Grubenunglück von Lassing und die Lawinenkatastrophe in Galtür den Ausschlag für die Gründung der Krisenintervention. Das Österreichische Rote Kreuz veranlasste im Rahmen der 47. Generalversammlung die Gründung von multiprofessionellen Teams zur Betreuung nach traumatisierenden Ereignissen.