Wir sind da Ö Österreich

Unsere Namensgeberin: Bertha von Suttner

Foto mit Unterschrift, um 1886 entstanden.

„Nach ‚lieben‘ ist ‚helfen‘ das schönste Zeitwort der Welt.“

Bertha Sophie Felicitas Kinsky wurde am 9. Juni 1843 in Prag in eine alte böhmische Adelsfamilie hineingeboren. Da war sie schon eine Halbwaise – ihr Vater, ein alter Militäroffizier, war kurz zuvor verstorben. Während Bertha aufwuchs, verspielte ihre Mutter das Vermögen. Bertha verdiente ihr Geld mit Privatunterricht. So kam sie 1873 zum Industriellen Karl Freiherr von Suttner, um dessen Töchter zu betreuen. Als Arthur, der 23jährige Sohn des Hauses, sich in die sieben Jahre ältere, verarmte Gräfin verliebte, kündigten Arthurs entsetzte Eltern Bertha. Sie fand eine Anstellung in Paris als Privatsekretärin beim schwedischen Chemiker Alfred Nobel.
Dennoch heirateten Arthur und Bertha 1876 heimlich und gingen nach Georgien. Die folgenden Jahre behielt Bertha trotz der Entbehrungen als glückliche Zeit in Erinnerung: Mit Gelegenheitsarbeiten und dem Verfassen von Zeitungsartikeln und Erzählungen kamen sie gerade so durch. Zugleich geschah eine kritische Bewusstseinsbildung zu sozialen wie politischen Fragen.
1885 söhnte sich das Paar mit Arthurs Familie aus und kehrte nach Niederösterreich ins Schloss Harmannsdorf zurück. Beide publizierten weiter. Arthur gründete einen Verein, der sich gegen Antisemitismus engagierte. Bertha trat für das Frauenwahlrecht, Kinderrechte und sogar gegen grausame Tierversuche ein. Ihr Schwerpunkt aber wurde der Pazifismus. Sie schrieb gegen die stärker werdende Kriegsbegeisterung an und war 1891 Mitbegründerin der „Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde“ (deren Präsidentin sie bis zu ihrem Tod blieb).
Schon 1889 veröffentlichte Bertha jenes Buch, dessen Titel bis heute untrennbar mit ihrem Namen verbunden bleibt: „Die Waffen nieder!“  ist ein Roman und nicht, wie viele meinen, ein Sachbuch oder ein Appell. Im Mittelpunkt steht das Schicksal einer Gräfin, die viele Familienmitglieder an vier europäische Kriege verliert. Bertha verdeutlichte das Grauen des Krieges, indem sie das heroische kriegerische Gesellschaftsbild auf die Konsequenzen für das Individuum herunterbrach: Leid, Schmerz und Tod, Verrohung, Verzweiflung und Traumatisierung.
„Die Waffen nieder!“ traf einen Nerv. Viele bejubelten den Text, aber auch jene, die ihn ablehnten, befeuerten den Diskurs. Das Buch wurde ein Bestseller. Bertha reiste zu Konferenzen und wurde Vizepräsidenten des Internationalen Friedensbüros.
Schicksalsschläge blieben nicht aus. Ihre Ehe war kinderlos und von einer Affäre Arthurs überschattet. Dennoch blieben die Eheleute eng verbunden. Arthurs früher Tod 1902 traf Bertha tief. Sie widmete sich noch intensiver ihren Aktivitäten, zu denen auch zwei umjubelnde USA-Reisen 1904 und 1912 gehörten.
Den Höhepunkt erreichte die Anerkennung aber 1905: Auch wenn Bertha nur kurz für Alfred Nobel gearbeitet hatte, hatten die beiden eine rege Korrespondenz beibehalten. Ein von Nobel entwickeltes Verfahren zur Herstellung von Dynamit machte ihn enorm reich. Mit Bertha tauschte er sich über Möglichkeiten aus, sein Vermögen sinnvoll zu hinterlassen. Sie hatte großen Einfluss auf die Stiftung der Nobelpreise. 1905 wurde der Friedenspreis an Bertha selbst vergeben. In ihrer Rede zur Preisverleihung formulierte sie Ideen, die heute Realität sind: etwa internationale Schiedsgerichts-verträge oder einen Völkergerichtshof zur Aufarbeitung kriegerischer Konflikte.
Bertha von Suttner starb am 21. Juni 1914, vermutlich an Magenkrebs, mitten in den Vorbereitungen für einen Weltfriedenskongress in Wien. Genau eine Woche nach ihrem Tod, am 28. Juni 1914, fielen in Sarajevo die Schüsse auf Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie. Am 28. Juli 1914 begann der Erste Weltkrieg. Es war Bertha von Suttner als Gnade gegeben, dies nicht mehr miterlebt zu haben.

Bertha von Suttner ist die erste von bisher nur 17 weiblichen Friedensnobelpreisträgerinnen. Ihr Zeitgenosse, der Schweizer Henri Dunant, mit dem sie auch korrespondierte, erhielt ihn im ersten Verleihungsjahr 1901 – für die Schaffung der internationalen Rot-Kreuz-Bewegung, die mit drei Friedensnobelpreisen (1917, 1944, 1963) die bisher am häufigsten ausgezeichnete Organisation ist.
Dass unsere Bezirksstelle Bertha von Suttners Namen trägt, erfüllt mit Stolz, hat sie doch unsere Grundsätze aus tiefster Überzeugung gelebt:
„Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden.

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