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1975 bis 2025: 50 Jahre Zivildienst

1. April 1975 – ein historisches Datum: Die ersten Zivildiener Österreichs rücken beim Roten Kreuz in der Steiermark ein. Damals als "Drückeberger“ zum Teil belächelt, sind Zivildiener heute längst eine unverzichtbare Säule unserer Gesellschaft und des Roten Kreuzes. Ein Blick auf die Vergangenheit und die Gegenwart, mit Max Aufischer, dem ersten Zivildiener und Jakob Rom, der aktuell seinen Zivildienst beim Roten Kreuz in der Steiermark leistet.

Mit der Einführung des Zivildienstes 1975 wurde eine Alternative für junge Männer geschaffen, die den Wehrdienst verweigerten. In den Anfangsjahren wurden diese Männer oft als "Drückeberger" bezeichnet – ein abwertender Begriff, der suggerierte, sie würden sich vor ihrer Pflicht drücken. Doch diese Wahrnehmung änderte sich schnell: Die Arbeit der Zivildiener erwies sich als unverzichtbar und ihre Rolle im sozialen Gefüge gewann zunehmend an Anerkennung.

Der Zivildienst hat sich in 50 Jahren zu einer unverzichtbaren Säule unserer Gesellschaft entwickelt. Ohne den Zivildienst, wäre der Rettungsdienst in seiner heutigen Form nicht umsetzbar.
Siegfried Schrittwieser, Präsident Rotes Kreuz Steiermark

Einblicke in die Entwicklung der letzten 50 Jahre

Max Aufischer war der erste Zivildiener Österreichs © Universalmuseum Joanneum

Max Aufischer (Zivildienstnummer 01) trat seinen Zivildienst als erster in Österreich am 1. April 1975 beim Roten Kreuz in der Steiermark an. Gemeinsam mit zehn Kollegen trat er damals im April 1975 den Dienst an." Meine Eltern waren wenig erfreut, als sie erfuhren, dass ich in meiner Stellung den Wehrdienst verweigerte. Sie hatten Bedenken, dass dies meine Berufswahl einschränken könnte. Viele Menschen, die von meiner Entscheidung wussten, beschimpften mich sogar als Wehrkraftzersetzer“, erinnert sich Aufischer.

Max Aufischer (© Hannes Prokorn)
Max Aufischer © Hannes Prokorn

Auch sonst war damals vieles noch ganz anders: Die Berufsausbildung zum Rettungssanitäter, wie es sie heute gibt, existierte zum Beispiel noch nicht. "Nach einem dreiwöchigen Erste-Hilfe-Kurs durften wir bereits bei Einsätzen im Rettungswagen mitfahren", erzählt Aufischer. Heute bildet das Rote Kreuz Steiermark jedes Jahr rund 660 Zivildiener aus, die eine vollwertige Ausbildung zum Rettungssanitäter erhalten. Moderne technische Ausstattung, verbesserte Schulungen und effizientere Rettungsfahrzeuge erleichtern den Einsatzkräften die Arbeit zudem. Während ein Rettungswagen damals lediglich mit einem Geburtenset, einem Arztkoffer und einer Sauerstoffflasche ausgestattet war, wäre ein solcher Standard heute längst nicht mehr vorstellbar. Auch die Anzahl der Zivildiener ist rasant gestiegen: Während es in den Anfangsjahren eine Handvoll junger Männer waren, hat sich ihre Zahl inzwischen vervielfacht. "Heute ist der Zivildienst wichtiger denn je. Der humane Dienst an der Gesellschaft und den Mitmenschen muss stärker in den Mittelpunkt gerückt werden. Immer mehr gut ausgebildete Kräfte werden benötigt, um in Krisen- und Katastrophenfällen zu helfen", betont Aufischer.

Die ersten zehn steirischen Zivildiener am 1. April 1975: Max Aufischer, Herbert Brugger, Helmut Eisenkölbl, Manfred Gmeinhart, Wilhelm Kolar, Rudolf Lantschbauer, Walter Perl, Holger Sattler, Peter Taichmann und Weidl Erich © Lantschbauer/Kupfmüller

Zivildiener heute sind die Ehrenamtlichen von morgen

Jakob Rom ist als Zivildiener im Rettungsdienst in Graz tätig © Rotes Kreuz Steiermark

Der Zivildienst ist aber weit mehr als bloß eine gesetzliche Verpflichtung. „Er ist ein Spiegelbild des sozialen Wandels und eine Lebensschule für junge Menschen“, sagt Präsident Schrittwieser. Viele Zivildiener, wie der 19-jährige Jakob Rom, sehen ihn als Chance, sich gesellschaftlich zu engagieren und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. „Der Zivildienst hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, füreinander da zu sein. Diese Erfahrung hat mich als Mensch geprägt“, sagt Rom, der gerade seinen letzten Monat im Rettungsdienst in Graz absolviert.
Rom hat sich nach dem Vorbild seines Bruders für den Zivildienst entschieden und folgt ihm nun auch in die Freiwilligkeit nach. Damit sind die Brüder Rom nicht alleine: Zwei Drittel der Zivildiener entscheiden sich auch nach ihrem Dienst dafür, ehrenamtlich beim Roten Kreuz zu bleiben. „Man merkt, dass man gebraucht wird, und es fühlt sich gut an, etwas Positives zu bewirken. Das motiviert mich immer wieder“, sagt Rom.


50 Jahre nach den ersten Einsätzen ist der Zivildienst beim Roten Kreuz Steiermark wichtiger denn je. Die Gesellschaft verändert sich und mit ihr wachsen die Anforderungen an den Rettungsdienst.

Zivildienst beim Roten Kreuz Steiermark
Wer seinen Zivildienst ebenfalls beim Roten Kreuz in der Steiermark leisten möchte, kann sich online unter www.roteskreuz.at/steiermark/ich-will-helfen/zivildienst informieren oder sich mit dem Zivildienstbescheid direkt an die nächstgelegene Rotkreuz-Bezirksstelle wenden!

Jakob bleibt weiterhin ehrenamtlich beim Roten Kreuz © Rotes Kreuz Steiermark
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