Die alarmierenden Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In Österreich sind bis zu 11.000 Frauen von weiblicher Genitalverstümmelung (FGM/C) betroffen – eine grausame Praxis, die trotz ihrer Illegalität fortbesteht. Die Folgen sind verheerend: massive Schmerzen beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr, lebensbedrohliche Komplikationen bei Geburten sowie schwerwiegende psychische Belastungen wie Angststörungen und Depressionen.
Aufklärung durch Community-Multiplikator:innen
Die FGM/C-Koordinationsstelle des Roten Kreuzes Steiermark nimmt sich dieser Herausforderung mit Nachdruck an. Sie fungiert als Schnittstelle für Netzwerkarbeit, Aufklärung und Prävention – sowohl für Betroffene als auch für Fachkräfte und Hilfesuchende. Ein besonders wirksames Mittel stellt die Einbindung von sogenannten Community-Multiplikator:innen dar. Diese ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen, selbst aus den betroffenen Gemeinschaften stammend, tragen durch gezielte Aufklärungsarbeit innerhalb ihrer Communitys zur Bewusstseinsbildung bei. Mit ihrer kulturellen und sprachlichen Verankerung gelingt es ihnen, das Thema in sensibler Weise zu adressieren und bestehende Tabus aufzubrechen. Die Erfolge dieser Arbeit sprechen für sich: „Allein im vergangenen Jahr wurden knapp 90 Frauen und Mädchen im Rahmen von über 400 Beratungsgesprächen und mehreren Workshops betreut. Zudem konnten im Zuge von Berufsgruppenschulungen weitere 118 Personen für die Thematik sensibilisiert werden,“ so Präsident Schrittwieser.
Medizinische Versorgung mit Fingerspitzengefühl
Ein weiterer elementarer Schwerpunkt liegt auf der medizinischen Begleitung betroffener Frauen. Präsident Schrittwieser: „Viele Frauen wenden sich an uns, weil sie dringend gynäkologische und medizinische Versorgung benötigen. Hier ist ein kultursensibler Umgang ebenso essenziell wie fachliche Expertise.“ Seit 2023 gibt es am Universitätsklinikum Graz eine spezialisierte FGM-Ambulanz, in der betroffene Frauen adäquate medizinische Hilfe erhalten. Das Rote Kreuz Steiermark unterstützt Betroffene bei der Anmeldung, Vorbereitung und Begleitung. Seit Eröffnung der Ambulanz konnten bereits 80 Frauen und Mädchen dorthin begleitet werden.
Beratungsstelle Steiermark:
Österreichisches Rotes Kreuz | Landesverband Steiermark
Merangasse 26 (Eingang Leonhardstraße 23) 8010 Graz
Telefon: +43 50 1445 10159
Homepage: https://fgm-koordinationsstelle.at/
Informationen zur Koordinationsstelle
Die FGM/C Koordinationsstelle ist ein Zusammenschluss aus dem Österreichischen Roten Kreuz, dem Frauengesundheitszentrum FEM Süd, den Frauengesundheitszentren Linz und Salzburg und dem Männergesundheitszentrum MEN. Dieses Projekt wird durch das Bundeskanzleramt (ko)finanziert.