Nach dem tragischen Verkehrsunfall vergangenen Freitag, bei dem eine 27-Jährige und ihr drei Monate alter Sohn ums Leben kamen, waren acht Mitarbeiter:innen der Psychosozialen Betreuung des Roten Kreuzes im Einsatz, um Angehörige und auch Einsatzkräfte zu betreuen.
Zwei Bereiche
Die psychosoziale Betreuung des Roten Kreuzes gliedert sich in zwei Teilbereiche: die Krisenintervention zur zeitlich begrenzten Akutbetreuung von Menschen nach möglicherweise belastenden Ereignissen und die Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen zur Unterstützung der Aufarbeitung von Eindrücken für Einsatzkräfte. Dabei definiert sich ein Notfall als unvorhergesehenes Ereignis wie zum Beispiel ein Verkehrsunfall, wodurch die Betroffenen aus dem Alltag gerissen werden.
Krisenintervention
Die Aufgabe der Krisenintervention ist die Unterstützung von Angehörigen, Ersthelfer:innen oder Augenzeug:innen bei der Verarbeitung der von einem Notfall oder Unfall wahrgenommenen Eindrücken. „Nicht nur bei Todesfällen, sondern auch nach Gewaltdelikten oder beim Abtransport von lebensgefährlich Erkrankten oder Verletzten kann die Krisenintervention für Angehörige hilfreich sein“, erklärt Günther Uran, Leiter Betreuung an der Bezirksstelle Voitsberg-Köflach. So war das Kriseninterventionsteam des Roten Kreuzes zuletzt gemeinsam mit Kolleg:innen des Land Steiermark auch nach dem Verkehrsunfall im Einsatz und betreute die Angehörigen und Einsatzkräfte.
Idealerweise schließt die Betreuung direkt an die psychische Erste Hilfe, welche durch Einsatzkräfte vor Ort eingeleitet wurde, an und führt die Betroffenen in die Obhut ihres persönlichen sozialen Netzwerkes über. Der Betreuungseinsatz ergibt sich entweder auf Wunsch der Betroffenen oder aufgrund besonders belastender Umstände, die aus Sicht der Sanitäter:innen das Angebot einer Krisenintervention nahelegen. Die Betreuung ist kostenfrei und unverbindlich. In den Einsatz gebracht werden hier ehrenamtliche Mitarbeiter:innen, die nach einer entsprechenden Ausbildung in den jeweiligen Bezirken organisiert bereitgehalten werden. Diese übernehmen dann bestenfalls direkt am Einsatzort die akute psychosoziale Betreuung in der Bevölkerung und unterstützen bei den erforderlichen weiteren Maßnahmen. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, den Raum für Reaktionen und Emotionen zu geben, um proaktiv wieder in den eigenen Alltag zu finden - wir sind da um zu helfen“, so Uran.
Stressverarbeitung nach belastenden Einsätzen
Helfer:innen sind Menschen. Um auch in belastenden Einsätzen handlungsfähig zu bleiben und langfristig die körperliche und geistige Gesundheit zu erhalten bedient man sich des bewährten „Peer“-Konzepts. „Nach dem Einsatz ist vor dem nächsten Einsatz, daher sehen wir Peers es auch als unsere Aufgabe, ein offenes Ohr für die eigenen Kolleg:innen zu haben und Hinweise auf mögliche Bewältigungsstrategien zu geben“, so Günther Uran, Leiter Betreuung an der Bezirksstelle Voitsberg-Köflach. Die Einsatznachbereitung des Roten Kreuzes dauerte Freitagabend bis in die Nacht hinein.
Foto: Kundigraber, Darmann, Uran | Rotes Kreuz Stmk.