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Ruanda, das Land der tausend Hügel ©ÖRK

Österreichisches Know-how für Ruanda

Das Österreichische Rote Kreuz engagiert sich im grünen Herzen Afrikas auf vielfältige Weise: Steirische Expertise hilft beim Aufbau eines landesweiten Rettungswesens, konkrete Maßnahmen unterstützen den Kampf gegen den Klimawandel und fruchtbare Böden stärken die Rolle der Frauen in der Gesellschaft.

Die Österreichische Delegation gemeinsam mit Repräsentanten des Ruandischen Roten Kreuzes. ©ÖRK
Präsidentin des Ruandischen Roten Kreuzes Françoise Mukandekezi ©ÖRK

Ruanda, das „Land der 1000 Hügel“, ist eine grüne Oase im Herzen des afrikanischen Kontinents. Die Höhenlage sorgt für mildes Klima, die sehr junge Bevölkerung – der Altersschnitt betrug 2022 lediglich 19,2 Jahre – gilt als gut gebildet und innovationsfreudig. Und doch benötigt die Republik, die in den 1990er-Jahren massiv von einem Bürgerkrieg betroffen war, in seiner Entwicklung nach wie vor Unterstützung von außen. Auch das Österreichische Roten Kreuz engagiert sich, um gerade die schwächsten Gesellschaftsschichten mit tatkräftiger Hilfe zur Selbsthilfe zu stärken.

Rundreise durch Ruanda

Ruanda – in den vier offiziellen Landessprachen Kinyarwanda, Swahili, Englisch und Französisch Rwanda geschrieben – ist ein Binnenstaat und zählt geografisch zu Zentral- und zu Ostafrika. Die früher deutsche und später belgische Kolonie erlangte 1962 ihre politische Unabhängigkeit. Mit durchschnittlich 523 Einwohnern pro Quadratkilometer (bei einer geschätzten Bevölkerung von 13,7 Millionen Menschen) ist Ruanda das am dichtesten besiedelte Land Afrikas.
Im Dezember 2023 unternahm eine 12-köpfige Abordnung des Österreichischen Roten Kreuzes unter der Führung von Präsident Gerald Schöpfer eine mehrtägige Reise nach Ruanda. Die Tour begann mit einem Besuch im Hauptquartier des Ruandischen Roten Kreuzes in der Hauptstadt Kigali und einem Treffen mit dessen Präsidentin Françoise Mukandekezi. Sie begleitete die österreichische Delegation in den folgenden Tagen auch nach Kibilizi, Gisgara, Huye, Nyungwe, Kamembe, Kirimbi und Kibuye, wo lokale Projekte mit Unterstützung des Österreichischen Roten Kreuzes umgesetzt werden.
 

Kooperation vor Ort

Gerry Foitik (Teil der Geschäftsleitung des Österreichischen Roten Kreuzes) betrachtet die Ausbildungsgegenständen des Roten Kreuzes Ruanda. ©ÖRK
Dr. Martin Pirz (Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes Kärnten) begutachtet den Rettungswagen des RK Ruanda genauer. ©ÖRK
©ÖRK

Das Engagement des Österreichischen Roten Kreuzes in Afrika – neben Ruanda in Äthiopien, Burkina Faso, Mosambik und Uganda – folgt größtenteils den Schwerpunkten, die das Außenministerium über seine Austrian Development Agency  (ADA) setzt. Als Repräsentant des ÖRK fungiert Abraham Gossaye, der vor Ort in enger Abstimmung mit dem Ruandischen Roten Kreuz gemeinsame Arbeiten betreut.
In Wien wiederum ist Michaela Pichler– seit Dezember 2022 Leiterin für die Ostafrika-Programme des Österreichischen Roten Kreuzes – für die Kooperation verantwortlich: „In vielen Fällen geht es in der internationalen Zusammenarbeit  um humanitäre Hilfe. In Ruanda engagieren wir uns intensiv im Bereich Klimawandelanpassung. Und wir helfen mit unserem Know-how, einen flächendeckenden Rettungsdienst aufzubauen.“

Neues Ausbildungssystem

Das Rettungswesen in Ruanda  ist grundsätzlich anders strukturiert als in Österreich: Gerade in ländlicheren Gebieten mit durchwegs naturbelassenen Lehmstraßen, die sich bei starken Regenfällen in gefährliche Schlammpisten mit tiefen Fahrrinnen verwandeln, kann es stundenlang dauern, bis angeforderte Hilfe eintrifft. „Das hat unter anderem damit zu tun“, sagt Michaela Pichler, „dass es bis zu unserem Engagement keinen zentralen Rettungsdienst gab, sondern jedes Krankenhaus vielleicht ein, zwei eigene Rettungsautos im Einsatz hatte.“
Das österreichische Rote Kreuz wurde direkt von der ruandischen Regierung um seine Expertise gebeten; diese Zusammenarbeit hat 2018 begonnen und ist – finanziell unterstützt von der gemeinnützigen Else-Kröner-Fresenius-Stiftung  – vorerst bis 2025 projektiert: „Wir haben gesehen, dass wir das ganze System neu denken müssen. Deshalb haben wir begonnen, eine Ausbildung von Rettungssanitäter/innen nach österreichischem Vorbild aufzubauen – mit maßgeblicher Hilfe von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesverbandes Steiermark, die mit ihrem Know-how ein Berufsbild und ein Ausbildungscurriculum speziell für Ruanda entwickelt haben.“
Außerdem wurden mithilfe des ÖRK zwei Stützpunkten in Nyamata und Kibilizi aufgebaut; nun geht es darum, den Aufwand zu skalieren und die Idee aufs gesamte Land auszuweiten, sagt Michaele Pichler: „Der Bedarf ist groß und die bisherige Entwicklung vielversprechend. Aber wir müssen das neue System nachhaltig implementieren. Das Rettungswesen in Ruanda wird nur teilweise vom Staat finanziert, deshalb arbeiten wir gerade an einem Businessplan und schauen, welche Einkommensquellen, etwa Erste-Hilfe-Kurse, sinnvoll sind.“
 

Suche nach den richtigen Bäumen

Freiwillige und Angestellte des Ruandischen Roten Kreuzes zeigen und erklären die Aufzucht der zu setzenden Bäume. ©ÖRK
Andrea Winter (Geschäftsführung ÖRK Niederösterreich) pflanz symbolisch einen Baum.

Ein wesentliches Thema in Ruanda sind die Gefahren des Klimawandels. Deshalb setzt die ruandische Regierung immer stärker auf den Umweltschutz. Zu den zahlreichen Maßnahmen zählt ein striktes Verbot von Plastiksackerln. Und das führt zu einem durchaus erwähnenswerten bürokratischen Aufwand für das Rote Kreuz, denn eines der österreichischen Projekte in Ruanda betrifft die Wiederaufforstung: Um die kleinen Setzlinge aufziehen und transportieren zu können, müssen alle dafür notwendigen Plastiksackerl zuerst genehmigt und nach der Benutzung retourniert werden.
Hintergrund dieser Maßnahme zur Klimawandelanpassung ist eine strukturelle Fehlentwicklung der vergangenen 30 Jahre, erklärt Monika Pichler: Ausgehend vom prinzipiell richtigen Gedanken, Erosionen und Murenabgänge nach heftigen Regenfällen einzudämmen, wurde in den 1990er-Jahren eine Vielzahl von Bäumen in die großteils hügelige Landschaft gepflanzt: „Allerdings die falschen, wie man heute weiß. Eukalyptusbäume wachsen zwar sehr schnell und liefern notwendiges Brennholz. Sie benötigen aber sehr viel Wasser, entziehen dem Boden wichtige Nährstoffe und verdrängen endemische Pflanzen.“
Jetzt geht es einerseits darum, bei der Bevölkerung Bewusstsein zu schaffen, diese Eukalyptusbäume wieder zu roden und durch andere, weniger schnell wachsende Arten zu ersetzen: „Die große Herausforderung ist aber, die richtigen Bäume überhaupt wieder züchten zu können. Einer unserer Projektmitarbeiter hat in verschiedenen Nationalparks traditionell einheimische Bäume gesucht und deren Samen herausgeholt. Jetzt beginnen wir, diese Pflanzen in kleinen Baumschulen wieder heranzuziehen und dann größere Teile des Landes damit aufzuforsten …“

Fokus auf den Umweltschutz

Ein anderes Projekt hat sich in der Pilotphase bereits als vielversprechend erwiesen, erzählt Michaela Pichler, die einmal pro Jahr selbst nach Ruanda reist. „Die Idee dahinter war, dass man Urin als Dünger verwenden kann. Wir haben in einer Schule spezielle Latrinen und Rohrleitungen installiert. So konnte der Urin gesammelt und in weiterer Folge auf den Feldern einer Kooperative ausgebracht werden. Während die Preise für Dünger in einigen Teilen der Welt rasant ansteigen, müssen sie für diesen natürlichen Dünger aus Urin nichts investieren.“
Ein weiterer Schwerpunkt der internationalen Zusammenarbeit heißt „ECoCare“. Die Abkürzung steht für „Enhancing Community Climate Resiliance“ und beschreibt damit die „Stärkung der Klimaresilienz von Gemeinden“. Im Distrikt Nyamasheke im Westen Ruandas werden im Rahmen dieses vorerst dreijährigen Projekts bis Ende 2024 rund 15.000 Menschen unterstützt. Der Fokus liegt auf den Themen Umwelt- und Klimaschutz, mit Bedacht auf Genderfragen und unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung.
Ziel des übergeordneten Projekts ist es, die ökologische, gesundheitliche und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit einiger der ärmsten Gemeinden Ruandas gegenüber den erwartbaren Umweltauswirkungen zu verbessern. Und zwar unter anderem durch Schulung von Freiwilligen in der Katastrophenvorsorge und im Umweltmanagement, aber auch durch konkrete punktuelle Maßnahmen, etwa die Sicherung von 80 Hektar degradierten Ackerlandes durch Erosionsschutzgräben.
 

Frauen stärken

Einem wichtigen Projekt im Rahmen von „ECoCare“ hat die österreichische Delegation in Nyamasheke einen Besuch abgestattet: Das Rote Kreuz stellt mehreren Frauenkollektiven jeweils drei Hektar Land zur Verfügung, auf denen sie Lebensmittel anbauen und Tiere züchten können. Drei Jahre lang werden sie in der Entwicklung mit Rat und Tat unterstützt, danach geht der Grund in den Besitz der Kollektive über.
„Model Village Approach“, also „Modelldorf-Ansatz“, nennt sich dieser ambitionierte Versuch, gerade die schwächsten Bevölkerungsschichten zu stärken. Und zwar nachhaltig, wie Michaela Pichler erklärt: „Wir sprechen von einem multisektoriellen Zugang: Wir investieren in Hygiene und Trinkwasser genauso wie in Katastrophenvorsorge und in Möglichkeiten, die Rolle von Frauen zu stärken. Wir wollen dafür sorgen, dass sie selbst Geld verdienen und damit zum Familieneinkommen beitragen oder finanziell unabhängiger werden können.“
 

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Spendenzweck

Hilfe in Ostafrika

Menschen an einem Wasserbrunnen in Uganda
Das Österreichische Rote Kreuz engagiert sich schon seit vielen Jahren in Ostafrika, um gemeinsam mit den nationalen Rotkreuz-Gesellschaften vor Ort, die Lebensqualität und Einkommensquellen der Menschen zu verbessern. Im Vordergrund stehen etwa die Umsetzung von Projekten im Bereich Gesundheit, Wasserversorgung und Hygienemaßnahmen sowie die unbürokratische Bargeld-Hilfe.

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