Wir sind da Ö Österreich

Katastrophenhilfseinsätze

Gerade bei Katastrophenhilfseinsätzen ist das Zusammenspiel der verschiedenen Hilfsorganisationen und Behörden für den Erfolg entscheidend.

Bei einer Katastrophe obliegen die behördliche Katastrophenhilfe und Einsatzleitung in der Regel den Bezirksverwaltungsbehörden bzw. den Bürgermeistern, sofern Lokalereignisse vorliegen. Bei Großkatastrophen geht die Zuständigkeit auf die Landesregierungen über. In Österreich kann ein Notstand von der jeweils zuständigen Behörde für das betroffene Gebiet ausgerufen werden. Damit treten spezielle gesetzliche Regelungen in Kraft, um die Auswirkungen für die betroffenen Menschen leichter in den Griff zu bekommen. Die Ämter der Landesregierungen übernehmen im Auftrag der Landeshauptleute die Koordination der Katastrophenhilfe.

In operativer Hinsicht stützen sich die Länder überwiegend auf die freiwilligen Einsatzorganisationen, die teils im behördlichen Auftrag und teils aus eigenem Ermessen an der Bewältigung der Katastrophenhilfe mitarbeiten und von der Behörde unterstützt werden. In erster Linie ist die Bekämpfung von Katastrophen in Österreich Aufgabe der Feuerwehr, des Roten Kreuzes, das für die gesamte Sanitätslage zuständig ist, und der anderen Rettungsorganisationen. Um auch Freiwillige unter der Zivilbevölkerung einbinden zu können, wurde 2007 das Team Österreich unter der Leitung des Roten Kreuzes und Ö3 gegründet.

Bundesbehörden

Bundesbehörden wirken im Rahmen ihrer speziellen Aufgaben an der Katastrophenhilfe der Länder mit. Als oberste Behörde ist in Österreich das Bundesministerium für Inneres (BMI) zuständig. In überregionalen und grenzüberschreitenden Katastrophenfällen erfolgt die Koordination von Verwaltungsmaßnahmen im Rahmen des Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements (SKKM) beim Bundesministerium für Inneres, in Einzelfällen auch durch das Bundeskanzleramt. Mit Beschluss der Bundesregierung vom 20. Januar 2004 wurde ein Koordinationsausschuss für das SKKM eingerichtet, der alle Bundesministerien und Bundesländer sowie Einsatzorganisationen und Medien unter dem Vorsitz des Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit einschließt.

Wenn Personen durch eine Katastrophe im Ausland betroffen sind, so zählt die Hilfe zu den Aufgaben des Außenministeriums (BMEIA).
Das Österreichische Bundesheer hält im Auftrag des Bundesministeriums für Landesverteidigung (BMLV) rund um die Uhr Soldaten bereit, die im Notfall binnen weniger Stunden oder Tage zum Einsatz kommen. Bei großen und länger andauernden Katastrophenfällen können die Helfer_innen des Bundesheeres die zivilen Einsatzkräfte unterstützen und Schutz und Hilfe für die Bevölkerung gewährleisten.

Bilaterale Abkommen

Darüber hinaus hat Österreich mit zahlreichen Staaten bilaterale Vereinbarungen für die gegenseitige Hilfe in Katastrophenfällen abgeschlossen, auf die im Bedarfsfall zurückgegriffen werden kann.

Der europäische Katastrophenschutzmechanismus

Österreich beteiligt sich als Mitgliedsstaat der Europäischen Union am EU-Katastrophenschutzmechanismus, auch bekannt als „EU Civil Protection Mechanism“. Das ist das Verfahren zur verstärkten Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten in der Katastrophenbewältigung. Die „Einsatzzentrale“ für die Koordination des Mechanismus mit den Mitgliedsstaaten ist das Emergency Response Coordination Centre (ERCC) in Brüssel. Für die operative Abwicklung der Hilfseinsätze werden in den Mitgliedsstaaten strukturierte Hilfseinheiten, sogenannte Module, vorgehalten. Im Katastrophenfall kann das betroffene Land ein Hilfeersuchen an das ERCC schicken (den Mechanismus aktivieren), das dann das Ersuchen an die Mitgliedsländer weiterleitet und die einlangenden Hilfsangebote koordiniert. Das ÖRK besitzt ebenfalls entsprechende Module (Medizinische Versorgung und Trinkwasseraufbereitung), die über den Staat Österreich im Rahmen des EU-Mechanismus für betroffene Länder zur Verfügung gestellt werden können.

Bilaterale Rotkreuz-Einsätze

Ähnlich wie die bilateralen Staatsabkommen zur gegenseitigen Hilfeleistung hat auch das Österreichische Rote Kreuz entsprechende Vereinbarungen mit anderen nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften. Im Katastrophenfall können die Schwesterngesellschaften direkt um Hilfe beim ÖRK ansuchen. Das ÖRK stellt dann nach Verfügbarkeit die entsprechenden Hilfseinheiten, Materialien und/oder Geld direkt zur Verfügung. Werden Rotkreuz-Einheiten der Landesverbände in das betroffene Land entsendet, so liegt die Leitung und Koordination dieser Einsätze beim ÖRK, in Absprache mit der betroffenen Gesellschaft.

Weltweite Koordination

Millionen freiwilliger Katastrophenhelfer_innen sind in 186 Ländern der Welt im Netzwerk der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften engagiert. Die Koordination in Konfliktgebieten erfolgt durch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). Bei Naturkatastrophen wird die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgemeinschaften (IFRC) aktiv. Übersteigt das Ausmaß einer Katastrophe die nationalen Kapazitäten, wird über die Rotkreuz-Zentralen in Genf internationale Hilfe angefordert: finanzielle Unterstützung, Hilfsgüter, Personal.

Das Cluster-System der UN ist ein effizientes Mittel, um die Arbeit aller Akteure der internationalen Hilfsgemeinschaft zu koordinieren. Auch wenn es Unterschiede im regionalen Kontext gibt, hat jede Großkatastrophe Ähnlichkeiten: Menschen müssen untergebracht werden; sie benötigen sauberes Trinkwasser, Nahrungsmittel, medizinische Versorgung. Nach dem Tsunami in Südostasien im Jahr 2004 hat die UNO ein Cluster-System entwickelt. In diesen einzelnen Bausteinen sind Arbeitsbereiche wie Unterkunft, Wasser und Sanitärversorgung sowie Gesundheit gebündelt. Die Cluster-Leitung ist dauerhaft jeweils einer Hilfsorganisation zugeordnet. So leitet das Rote Kreuz den Cluster „Unterkunft“ nach Naturkatastrophen. In den Clustern treffen sich jene Organisationen, die im jeweiligen Arbeitsbereich aktiv sind, um die Arbeit zu koordinieren.

Wie wird geholfen?

Flüchtlingshilfe Rotkreuz Helferin mit Kind am Arm
ÖRK-Experten_innen helfen als Mitglieder von spezialisierten ERUs, die hygienischen Bedingungen zu verbessern und Krankheiten zu vermeiden.

Im Mittelpunkt steht für die Betroffenen die Erfüllung ihrer Bedürfnisse, etwa nach Schutz, Nahrung, Kleidung, Unterkunft, medizinischer und sozialer Fürsorge und Information. Die zur Verfügung stehenden örtlichen Hilfskräfte und -mittel reichen in der Regel nicht aus, daher ist meist Hilfe von außen erforderlich. Die Rotkreuz-Bewegung agiert als weltweites Hilfsnetzwerk mit der zentralen Aufgabe, menschliches Leid zu lindern und Menschen in Notsituationen rasch und unbürokratisch zu helfen. Diese Hilfe erfolgt finanziell, materiell und personell.

Das Ziel der Katastrophenhilfe ist es, das Leben der Opfer zu retten und ihnen das Überleben zu sichern – ob durch Suchhundeeinsätze, schnelle Lieferung von dringend benötigten Hilfsmaterialien (Zelte, Feldbetten, Decken, Medikamente ...), Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln, Unterbringung von Flüchtlingen und Obdachlosen in Zeltlagern, Gefangenenbesuche, den Austausch von Familiennachrichten oder die Hilfe beim Wiederaufbau.

Das umfangreiche Know-how der Tausenden freiwilligen Katastrophenhelfer_innen ist bei Großunfällen gleichermaßen gefragt wie bei internationalen Einsätzen – in Form von Trinkwasseraufbereitung, Technik und Stromversorgung, Telekommunikation oder Patientenversorgung. Außerdem kümmern sich die Rotkreuz-Profis um Hilfstransporte, stellen mobile Verpflegungseinheiten zur Verfügung oder leisten psychosoziale Erste Hilfe für Betroffene und Einsatzkräfte.

Von Hochwasser, Murenabgängen und anderen Unwetterkatastrophen bleibt auch Österreich nicht verschont. Die betroffenen Menschen müssen geborgen, mit medizinischer Hilfe und Nahrungsmitteln versorgt werden und brauchen eine Notunterkunft. Die Rotkreuz-Hilfseinheiten (RKHE) stellen eine österreichweit einheitliche Definition der Hilfseinheiten zur Bewältigung von regionalen und nationalen Großschadens- und Katastrophenereignissen im Roten Kreuz dar. Sie sind in folgende Bereiche unterteilt:

  • Führung
  • Evaluierung
  • Logistik (Kommunikation)
  • Sanitätshilfsstelle (SanHiSt)
  • Mobiles Sanitätsteam
  • Suchhunde
  • Verpflegung
  • Unterkunft (Technik und Stromversorgung)
  • Mobile Beleuchtung
  • (ABC Selbstschutz)
  • Psychosoziale Betreuung

Mitarbeiter der Rotkreuz-„Schnelleinsatzgruppen“ sind permanent in Bereitschaft und für den Katastrophenfall gerüstet. Sanitätshilfsstellen (SanHiSt) verlegen einen Teil der medizinischen Versorgung vom Spital direkt an den Ort des Geschehens. Sogenannte medizinische Großunfall-Sets (MEGUS) erlauben die rasche Bergung und Versorgung einer Vielzahl von Patienten.

Mit einem MEGUS besteht die Möglichkeit, notärztliches Versorgungsmaterial für Schwerverletzte und Sanitätsmaterial für die Versorgung von Leichtverletzten ohne erhebliche Zeitverzögerung an jedem Unfallort zusammenzuziehen. Die dabei zum Einsatz kommenden Rotkreuz-Hilfseinheiten sind auf die Versorgung von mindestens 25 Patienten pro Stunde ausgelegt. Jedes Set besteht aus:

  • Rettungs- und Trageset
  • Behandlungsset mit Medikamenten- und Verbandsstoffkisten
  • Notarztrucksäcken
  • Betreuungs- und Überwachungseinheit (Betten, Decken, Beleuchtung, EKG etc.)
  • Laptop

Die Hilfe des Österreichischen Roten Kreuzes wird immer in enger Zusammenarbeit mit der jeweiligen nationalen Rotkreuz- oder Rothalbmondgesellschaft vor Ort und mit dem internationalen Roten Kreuz geleistet: bei Naturkatastrophen mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), in Konfliktgebieten mit dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK).

Egal, wo in der Welt eine Katastrophe passiert, die Helfer des jeweiligen nationalen Roten Kreuzes oder Roten Halbmondes sind zumeist schon stunden- oder tagelang im Einsatz, bevor die erste internationale Hilfe in Form der Field Assessment and Coordination Teams (FACT) eintrifft. Dieses Team verschafft sich ein Bild von der Lage und entscheidet, wie das Rote Kreuz am besten helfen kann.

Auf Grundlage des Berichts, den das FACT ins Hauptquartier schickt, werden Hilfslieferungen und Emergency Response Units (ERU) bzw. International Response Teams (IRT) von den nationalen Rotkreuz-Organisationen erbeten.

Das Konzept und die Idee der Emergency Response Units wurde von der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften Ende 1994 geboren, mit dem Ziel die internationale Hilfe rasch und effizient zum Einsatz zu bringen.

Dabei sollen diese Einheiten autark tätig und miteinander kompatibel sein, somit ein einheitliches Netzwerk bilden, das die Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften des Katastrophengebietes im Ereignisfall entlasten sollen.

Was sind ERUs?

  • ERUs sind standardisierte, sich bis zu vier Wochen selbst erhaltende und unabhängige Teams von professionelle_n Spezialisten_innen.
  • Diese Spezialisten arbeiten mit standardisiertem, transportfertig gelagertem Equipment.
  • Auch die Ausbildung der ERU-Mitarbeiter_innen ist international standardisiert.
  • ERU-Teams sind spätestens innerhalb von 48 Stunden nach Alarmierung einsatzbereit
  • ERU-Teams sind innerhalb einer Woche weltweit einsatzfähig.
  • ERUs unterstützen in Katastrophenfällen rasch die Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in den Katastrophengebieten, wenn diese sie nicht mehr alleine bewältigen können.

Ein ERU Einsatz kann bis zu 4 Monaten dauern, in dieser Zeit werden Mitarbeiter_innen der lokalen Rotkreuz- oder Rothalbmondgesellschaft eingeschult und können die Aufgaben nach Abzug der internationalen Spezialisten übernehmen. Das Equipment bleibt so lange wie notwendig im Katastrophengebiet im Einsatz und dient danach zur Stärkung der Selbsthilfekapazität im Land.
Die ERU Einsätze werden über die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) koordiniert.

Folgende Spezialteams können angefordert werden:

  • Basic Health Care (medizinische Grundversorgung)
  • Referral Hospital (Feldspital)
  • Water & Sanitation (Trinkwasseraufbereitung und Hygiene)
  • IT und Telecom (Aufbau von Datennetzwerken und Kommunikation)
  • Logistics (Handling und Lagerung der Hilfgüter)
  • Relief (Organisation der Hilfsgüterverteilung)

Im Österreichischen Roten Kreuz sind folgende ERUs einsatzbereit:

  • Water & Sanitation
  • IT & Telecom

Einheitliche und intensive Ausbildung zum Fachspezialisten erfolgt über die Landesverbände des Österreichischen Roten Kreuzes, das Generalsekretariat und die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften und gliedert sich in:

  • Technische Ausbildung (Landesverbände)
  • Fachgrundkurs (Landesverbände)
  • Basiskurs für Internationale Einsätze (Generalsekretariat)
  • Internationale Ausbildung mit Prüfung (Generalsekretariat)
  • Spezialkurse (Generalsekretariat)
  • Training, Übungen (Landesverbände, Generalsekretariat)
  • Field Teamleader-Workshop (Föderation)

Die Opfer einer Katastrophe brauchen medizinische Versorgung, sauberes Trinkwasser und die notwenigsten Hilfsgüter. Dafür sorgen die ERUs des Roten Kreuzes.

Bei speziellen Katastrophen – wie zum Beispiel Erdbeben – gibt es aber ganz spezifische Aufgaben für die Katastrophenhelfer: Die Suche nach Verschütteten, die psychologische und medizinische Betreuung von Opfern und Angehörigen, den Aufbau von Notunterkünften. Dafür sorgen die IRTs der nationalen Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften. Auch sie sind autark tätig werden aber direkt von der nationalen Gesellschaft entsendet.

Was sind IRTs ?

  • IRTs sind funktionell standardisierte, sich selbst erhaltende und unabhängige Teams von professionelle_n Spezialisten_innen.
  • IRT-Teams sind innerhalb kürzester Zeit nach Alarmierung einsatzbereit
  • IRT-Teams sind sofort einsatzfähig
  • IRTs unterstützen in Katastrophenfällen rasch die Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften in den Katastrophengebieten, wenn diese sie nicht mehr alleine bewältigen können. Ein bilateraler Einsatz - beispielsweise über den EU-Katastrophenschutzmechanismus ist auch möglich.

Ein IRT Einsatz ist meist sofort nach der Katastrophe aber nur für kurze Zeit notwendig. Die IRT Einsätze werden über die jeweilige nationale Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaft koordiniert.

 

Im Österreichischen Roten Kreuz sind folgende IRTs einsatzbereit:

  • IRT Advanced Medical Post (AMP - medizinisches Soforthilfeteam für Basisgesundheitsversorgung)
  • IRT Internationale Betreuungungsteams (IC - psychosoziale und medizinische Betreuung)

Einheitliche und intensive Ausbildung zum Fachspezialisten erfolgt über die Landesverbände des Österreichischen Roten Kreuzes und das ÖRK-Generalsekretariat und gliedert sich in:

  • Technische Ausbildung (Landesverbände)
  • Fachgrundkurs (Landesverbände)
  • Basiskurs für Internationale Einsätze (Generalsekretariat)
  • Internationale Ausbildung mit Prüfung (Generalsekretariat)
  • Spezialkurse (Generalsekretariat)
  • Training, Übungen (Landesverbände, Generalsekretariat)
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