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AFGHANISTAN, MULTIPLE KRISEN

Auch dieses Jahr steht Afghanistan wieder im Zentrum der Aufmerksamkeit des Österreichischen Roten Kreuzes. Seit dem Regimewechsel im letzten Jahr hat sich die humanitäre Lage im Land weiter drastisch verschlimmert. Mittlerweile sind an die 19 Mio. Menschen von Nahrungsmittelknappheit betroffen, um 8 Mio. mehr als im Vorjahr. Nachdem internationale Programme zur Finanzierung von rund 2.300 Spitälern und Krankenhäusern im Land auf unter 100 reduziert wurden, ist das Gesundheitssystem quasi kollabiert. Die Versorgung des Großteils der Bevölkerung obliegt mittlerweile internationalen Hilfsorganisationen. Überdies werden einzelne Teile des Landes immer wieder von lokalen Naturkatastrophen verwüstet, wie beispielsweise durch das Erdbeben im Juni dieses Jahres oder die Überflutungen im Monat darauf.

Angesichts der wachsenden Notlage ist die Arbeit des Afghanischen Roten Halbmondes (ARH) und der Partner der Rotkreuz- und Rothalbmond Bewegung wichtiger denn je. Und obwohl die Herausforderungen übermächtig erscheinen, konnte gemeinsam im vergangenen Jahr viel bewegt werden. Im Zuge des Erdbebens waren die Mobilen Gesundheitseinheiten, Katastropheneinsatzteams und Freiwillige des ARH als Ersthelfer vor Ort. Zusammen mit dem IKRK wurden Verwundete behandelt, Notspitäler eingerichtet und Krankentransporte durchgeführt. In kürzester Zeit wurden mehrere Lastwägen mit Decken, Zelten, Tarpolin-Planen, Küchensets und Schlafgelegenheiten beladen und in die betroffenen Gebiete geschickt. Mittlerweile werden betroffene Haushalte auch dank Nachbar in Not mit Bargeldhilfe unterstützt, mit der sie sich Baumaterialien, zusätzliche Medizinische Versorgung, Nahrung und Hygieneartikel leisten können.

Die Föderation unterstützt die Arbeit des ARH auf strategischer und finanzieller Ebene. Das IFRC hat im Juli seinen Hilfsaufruf für das Land auf 90 Mio. CHF aufgestockt. Mit den Gelder konnten bis Ende Juli 100.000 Haushalte mit Nahrungsmittelpaketen versorgt werden, 12.000 mit Haushalts- und Winterisierungs-Kits und weitere 10.000 erhielten Bargeldhilfe. Zudem hat das Programm die gesundheitliche Versorgung von 1.2 Mio. Patienten ermöglicht, größtenteils durch die mobilen Gesundheitseinheiten des Afghanischen Roten Halbmondes. Auch das Österreichische Rote Kreuz sowie die Österreichische Regierung haben sich an der Finanzierung dieser Aktivitäten beteiligt.

Das ÖRK und die ADA unterstützen ebenfalls die Aktivitäten des IKRK, welches vor allem im Medizinischen Bereich tätig ist. Um die Versorgung aufrecht zu erhalten, hat das Komitee die Betriebs- und Gehaltskosten von 33 größeren Hospitälern übernommen. Damit werden nicht nur die Arbeitsplätze von 10.500 Angestellten (ca. 2/3 davon Frauen) gesichert, die Gesundheitseinrichtungen haben über das letzte Jahr an die 2 Millionen Konsultationen durchgeführt und 113,500 Neugeborene zur Welt gebracht. Dies ist absolut kritisch, da die Geburtensterblichkeit aufgrund der prekären Lage stark im Anstieg ist.

Die Krise in Afghanistan kann und darf nicht in Vergessenheit geraten. Das ÖRK mit seinen Partnern vor Ort – allen voran dem Afghanischen Roten Halbmond – wird es sich auch weiterhin zum Ziel machen, lebensrettende humanitäre Maßnahmen für die Bevölkerung des Landes bereitzustellen.

AUSTRIAN DEVELOPMENT AGENCY
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