Wir sind da Ö Österreich

Rotes Kreuz zum Internationalen Frauentag

Rollenbilder und Gender-Pay-Gap benachteiligen Frauen und Mädchen systematisch

Anja Oberkofler, Vizepräsidentin des Roten Kreuzes
Anja Oberkofler ist Vizepräsidentin beim Roten Kreuz
Frauen kümmern sich nach wie vor mehrheitlich um Familie sowie Haushalt und sind im Beruf mit dem Gender-Pay-Gap konfrontiert

Wem gelingt eine Karriere im internationalen Top-Management? 
Wer vollbringt wissenschaftliche Höchstleistungen?
Und wer kümmert sich um Haushalt und Kinder?

Aktuelle Zahlen zeigen, dass in Österreich schon unter den Jugendlichen die Rollen klar verteilt und in der Familie festgelegt werden: Bei den 10 bis 14-Jährigen leisten Mädchen 31 Prozent mehr unbezahlte Haushaltsarbeit als Buben, in der Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren sogar 49 Prozent (Quelle: Momentum Institut).

Die Unterschiede werden auch bei den unterschiedlichen Tätigkeiten deutlich: Kochen, Putzen, Waschen und das Aufpassen auf die Geschwister wird mehrheitlich von Mädchen übernommen während hingegen Reparaturen und Gartenarbeiten eher von Burschen erledigt werden.

 

„Die Daten zeigen, dass das Geschlecht darüber entscheidet, wie viel man im Haushalt mithilft.
Für Bildung und Ausbildung bleibt dann oft weniger Zeit. Auch die vorgelebten Rollenbilder beeinflussen Mädchen oft negativ: Bei acht von zehn Paaren gehen Männer nicht in Karenz, junge Väter haben die höchste Erwerbsquote und leisten die meisten Überstunden. Frauen dagegen kümmern sich um Familie und Haushalt, sind noch dazu im Beruf mit dem Gender-Pay-Gap konfrontiert.“

Rotkreuz-Vizepräsidentin Anja Oberkofler zum Internationalen Frauentag am 8. März 

 

Gender-Pay-Gap: Österreich über EU-Durchschnitt
Laut Statistik Austria verdienen Frauen pro Arbeitsstunde um 18,8 Prozent weniger als Männer. Damit liegt Österreich deutlich über dem EU-Durchschnitt von 12,7 Prozent. Rotkreuz-Vizepräsidenting Anja Oberkofler fasst zusammen: „Frauen und Mädchen haben es in Österreich doppelt schwer – zuerst durch die ihnen bereits in der Jugend zugeschriebenen Rollen, dann durch Benachteiligungen im späteren Berufsleben. Das Geschlecht darf aber nicht über unsere Chancen und Möglichkeiten entscheiden. Gerade in unserer vermeintlich modernen und aufgeklärten Gesellschaft müssen wir für Gerechtigkeit sorgen.“

Kostenlose Rotkreuz-Lernbegleitung für Kinder entlastet Frauen

Die Rotkreuz-Lesepatin unterstützt zusätzlich zum Unterricht in der Schule beim Lesen.

Immer noch übernehmen überwiegend Frauen unbezahlte Lernbetreuung von Kindern und Jugendlichen. Damit nehmen sie die Mehrfachbelastung der eigenen Berufstätigkeit und der Lernunterstützung der Kinder auf sich.
Das kann zu Überforderung, Stress sowie schwierigen Belastungssituationen führen und auch Einfluss auf die Erwerbstätigkeit der Frauen haben. Das Österreichische Rote Kreuz bietet kostenlose Lernunterstützung für Kinder und Jugendliche an, mit der Frauen – besonders Alleinerzieherinnen – zumindest teilweise entlastet werden.

Bildungsangebote für 3.510 Kinder und Jugendliche
In der Jugendrotkreuz-Lernbegleitung und in den Rotkreuz-Lernhäusern Österreichs werden 3.510 Kinder und Jugendliche im schulischen Alltag unterstützt. Dafür nehmen sich 600 Lernbegleiter:innen mehr als 60.000 Stunden pro Jahr Zeit, um die Kinder mehrmals pro Woche beim schulischen Lernen zu begleiten. Mehr als die Hälfte der Mitarbeiter:innen ist dabei ehrenamtlich tätig.

Nachhaltige Integration durch Frauenprojekt „Visitas“ des Wiener Roten Kreuzes

Mit dem Frauenprojekt „Visitas“ bietet das Wiener Rote Kreuz seit über 20 Jahren Transitmitarbeiterinnen die Möglichkeit auf einen nahtlosen Übergang in den Sozialsektor. Der Sozialbereich leidet unter Arbeitskräftemangel und „Visitas“ ermöglicht es Frauen, mobile Dienste kennenzulernen. Swantje Meyer-Lange ist Projektleiterin von „Visitas“ beim Wiener Roten Kreuz und weiß: „Viele nutzen diese Chance, als Betreuerin alter Menschen zu arbeiten, und jede Fünfte entscheidet sich, eine Heimhilfe- oder Pflegeassistent*innen-Ausbildung zu machen."

Das Projekt "Visitas" wird vom AMS Wien gefördert und bietet den Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich durch Praxiserfahrung und gezielte Schulungsmaßnahmen auf eine berufliche Zukunft im Sozialbereich vorzubereiten. Viele Absolventinnen nutzen die Chance, im Anschluss an den Sozialökonomischen Betrieb (SÖB) eine Ausbildung zur Heimhelferin oder Pflegehelferin zu beginnen. „11 davon sind neue Kolleginnen für den Pflegebereich im Wiener Roten Kreuz geworden und keine von ihnen ist in Österreich geboren – ‚Visitas‘ bietet also auch nachhaltige Integration!“, so Meyer-Lange.

abonnieren - nichts verpassen

Sie sind hier: