Seit dem Waffenstillstand sind mehr als 560.000 Menschen aus dem Süden in den Norden zurückgekehrt, oft ohne Gewissheit über den Zustand ihrer Häuser und ohne angemessene Unterkunft. Die Zerstörungen im Gazastreifen sind enorm, 69 Prozent der gesamten Infrastruktur und Gebäude in Gaza sind beschädigt oder zerstört.
Das Gesundheitssystem im Gazastreifen, insbesondere im Norden, liegt darnieder. So wurde das PRCS Al-Quds Krankenhaus in Gaza-Stadt schwer beschädigt. Mehrere Stockwerke sind ausgebrannt, dadurch wird die medizinische Versorgung massiv beeinträchtigt. Alle Krankenhäuser in Rafah wurden schwer beschädigt. In den letzten Wochen kam es zu Todesfällen unter den Vertriebenen, vor allem älteren Menschen, aufgrund von Erschöpfung und anderen schwierigen Bedingungen.
Gleichzeitig verschlechtert sich die Lage in der Westbank. PRCS berichtet von eingeschränkter Bewegungsfreiheit und Behinderungen ihrer Rettungsdienste beim Transport von Verletzten.
Die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung bleibt im Einsatz:
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Der Palästinensische Rote Halbmond (PRCS) hat im Norden Humanitarian Service Points eingerichtet und versorgt die Bevölkerung mit Wasser, psychosozialer Betreuung, Erster Hilfe sowie Aufklärung über die Gefahren von nicht explodierten Kampfmittelrückständen. Etwa 177.000 Liter Trinkwasser wurden an Rückkehrer_innen im Norden von Gaza verteilt. Der PRCS-Rettungsdienst ist an Evakuierungen von medizinischen Notfällen aus dem Gazastreifen beteiligt. Täglich werden etwa 50 Personen, vor allem Kinder, aus dem Gazastreifen evakuiert, angesichts der etwa 14.000 Menschen, die dringend medizinische Hilfe in anderen Ländern benötigen, erscheint dies nicht auszureichen. Seit Beginn der Waffenruhe bis zum 1. Februar 2025 wurden 164 LKWs mit Hilfsgütern über die Grenzübergänge Rafah und Kerem Shalom nach Gaza gebracht.
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Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat im Feldspital in Rafah fast 54.000 Behandlungen und über 2.300 Operationen durchgeführt (mehr als 97 Prozent an Patient_innen mit direkt durch den Konflikt verursachten Verletzungen). Das IKRK nimmt, wie zuletzt medial auch mehrfach berichtet, eine essentielle Rolle als neutraler Vermittler bei der sicheren Freilassung und den Transfer von Geiseln aus dem Gazastreifen sowie von palästinensischen Inhaftierten aus Israel ein.
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Der Ägyptische Rote Halbmond (ERCS) verantwortet die Logistik aller Hilfsgüter nach Gaza und betreibt mehrere Lagerhäuser mit Kühlräumen zur sicheren Lagerung medizinischer Produkte. ERCS stellt zudem Mobile Health Units an der Grenze bereit und leistet u.a. psychosoziale Unterstützung für aus dem Gazastreifen evakuierte Menschen. Mustafa Rifaat berichtet in diesem Video über die Arbeit des ERCS an der Grenze zu Gaza.
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Das Österreichisches Rotes Kreuz (ÖRK) hat Jürgen Högl an IFRC sekundiert, er koordiniert als Operations Manager in Kairo gemeinsam mit IFRC und ERCS die Hilfslieferungen nach Gaza.
Die Lage in Gaza bleibt äußerst besorgniserregend. Damit humanitäre Hilfe die Menschen tatsächlich erreicht, müssen alle Grenzübergänge für Hilfslieferungen geöffnet und deren Verteilung uneingeschränkt ermöglicht werden.
Derzeit steht die grundlegende Versorgung im Mittelpunkt, doch langfristige Unterstützung ist unerlässlich. Vor dem Wiederaufbau müssen mehr als 40 Millionen Tonnen Trümmer beseitigt werden – eine gewaltige Aufgabe, die laut UN über ein Jahrzehnt dauern könnte, zumal ein Teil der Trümmer mit Sprengstoff belastet ist.
Um auf die akute Notlage zu reagieren und nachhaltige Hilfe zu leisten, sind weiterhin erhebliche finanzielle, personelle und materielle Ressourcen erforderlich.