Walter Hajek ist seit zwanzig Jahren beim Österreichischen Roten Kreuz tätig, „weil ich immer schon im humanitären Bereich arbeiten wollte.“ Hilfseinsätze führten ihn in Krisengebiete wie Ost-Timor, Kambodscha, Tibet, Myanmar, Kenia, Äthiopien und Haiti. Seit 2016 leitet der Jurist den Bereich „Internationale Zusammenarbeit“: „Ich bin also für alle internationalen Programme des Österreichischen Roten Kreuzes verantwortlich.“
Die Klimakrise ist weltweit eine der größten Herausforderungen und steht deshalb auf der Agenda des Roten Kreuzes ganz weit oben, sagt Walter Hajek: „Weil wir sie in unserem Arbeitsumfeld zuallererst als humanitäre Krise wahrnehmen. Und weil wir davon ausgehen müssen, dass extreme Wetterphänomene in Zukunft noch häufiger und intensiver und damit mit größerer Zerstörungskraft auftreten werden. Was diese Prognose bedeutet, kann man ganz einfach zusammenfassen: Die Anzahl der Menschen, die unmittelbar von Naturkatastrophen betroffen sind, wird deutlich steigen.“
Prävention als neues Hilfsmodel
Das Rote Kreuz hat deshalb einen wichtigen Strategiewechsel vollzogen: Neben der klassischen humanitären Hilfe, die erst nach einer Katastrophe einsetzt, liegt der Fokus mittlerweile verstärkt auf dem Gebiet der Prävention. Als Beispiel erzählt Walter Hajek von der Arbeit im ostafrikanischen Küstenstaat Mosambik, der immer wieder von verheerenden Hurrikanen getroffen wird: „Meteorologische Daten erlauben uns mittlerweile recht genaue Vorhersagen. Wenn gewisse Parameter erfüllt werden, können wir fünf Tage, bevor der Sturm aufs Land trifft, damit beginnen, Menschen in den potenziell betroffenen Gebieten zu informieren und vorzuwarnen.“
Dabei kommt dem Roten Kreuz seine Struktur mit zahlreichen Freiwilligen (weltweit sind es 15 Millionen) auf allen gesellschaftlichen Ebenen zugute: „Wenn wir die Leute via Radio oder Handy nicht erreichen können, fahren unsere Mitarbeiter tatsächlich mit dem Auto, dem Moped oder sogar mit dem Fahrrad in entlegene Dörfer – denn gerade dort leben oft besonders vulnerable Menschen.“ Bei Bedarf helfen die Freiwilligen vorab bei der Evakuierung und der Suche nach einer sicheren Unterkunft während des Hurrikans und den damit verbundenen Sturmfluten und extremen Regenfällen: „Es geht dabei aber nicht nur um die Menschen allein, sondern auch um ihre Viehherden und ihr Saatgut, die natürlich überlebenswichtig sind.“