Es ist 6:35 Uhr, Dienstbeginn in einer kleinen burgenländischen Gemeinde. Es ist ein sonniger und warmer Augustmorgen. Ich betrete das Wohnhaus und begrüße Frau N. Sie ist Diabetikerin, daher müssen wir vor dem Frühstück ihren Blutzucker und den Blutdruck messen und Insulin verabreichen. Die Betreuung dauert nur 15 Minuten, aber natürlich besprechen wir kurz das Wetter und das Wichtigste zum Tag. Frau N. kann nun mit ihrem Frühstück beginnen.
Ich verabschiede mich und fahre direkt zu Herrn T., der nur fünf Minuten entfernt wohnt. Herr T. bekommt Unterstützung bei der Körperpflege, außerdem helfe ich ihm beim Dispensieren seiner Medikamente. Zum Plaudern bleibt heute keine Zeit. Er hat es eilig, er muss mit seiner Ehefrau noch zu einem dringenden Termin.
Für mich geht es weiter zu zwei Damen, denen ich – wie zuvor bei Frau N. – Blutdruck und Blutzucker messe, außerdem verabreiche ich ihnen auch notwendige Medikamente. Während der Pflegetätigkeit führen wir kleine aufmunternde Gespräche und ich werde dabei über die neuesten Nachrichten aus der Zeitung informiert.
Nach kurzer Fahrt bin ich bei der nächsten Klientin angekommen. Ich unterstütze sie bei der Körperpflege und beim Duschen. Wie die beiden Damen zuvor, freut sie sich über mein Kommen. Sie lebt allein und ich bin das erste vertraute Gesicht, das sie heute sieht. Für sie – und viele andere Klient:innen ¬– bin ich oftmals auch das einzige Gesicht, das sie den ganzen Tag zu sehen bekommt …
In der Nachbarortschaft erwartet mich eine Klientin zu einem Verbandswechsel an beiden Unterschenkeln. Das nimmt eine dreiviertel Stunde in Anspruch, danach klären wir weitere Versorgungsmaßnahmen ab. Wir vereinbaren, dass ich ihr am nächsten Tag Medikamente von ihrem Hausarzt mitbringe, und verabschieden uns voneinander.
Beim nächsten Klienten dispensiere ich die Medikamente und leite eine 24-Stunden-Betreuung an: Herr M. wird bereits seit fünf Jahre von uns gepflegt, nach einem Sturz benötigt er nun aber zusätzlich rund um die Uhr Betreuung. Seine Betreuerin aus Ungarn ist bereits sehr gut eingearbeitet und organisiert die Körperpflege und den Haushalt. Ganz möchte Herr M. aber nicht auf unsere Dienste verzichten, wir sollen weiterhin die Medikamente verabreichen und die 24-Stunden-Betreuung beraten: „Ich bin bei euch gut aufgehoben und will euch nicht ganz verlieren.“