Wir sind da Ö Österreich
junge Hände halten Hände einer älteren Person

Pflege und Betreuung

Das Österreichische Rote Kreuz leistet wertvolle Arbeit im Bereich Pflege und Betreuung und will auch in Zukunft ein hochqualitatives Angebot für alle garantieren. Dafür muss aber bei den Rahmenbedingungen des Personals deutlich nachbessert werden.

MSc. Petra Schmidt (Österreichisches Rotes Kreuz) im Gespräch.

Covid 19 hat die Situation natürlich nicht verbessert, sagt Petra Schmidt. „Dass wir im Bereich Pflege und Betreuung eine schwierige Personalsituation haben, war uns schon lange klar – aber es hat immer irgendwie funktioniert. Corona war wie ein Brennglas und hat den Fokus auf unsere Arbeitsbedingungen gelenkt. Wir mussten zu Beginn der Pandemie ohne Schutzausrüstung arbeiten und dauernd Ausfälle kompensieren, weil Kolleg:innen abgesondert oder selbst erkrankt waren. Unsere Leute waren einfach erschöpft.“

Serviceorientierte Drehscheibe
Petra Schmidt, hat ihre Tätigkeit beim Roten Kreuz 1988 begonnen, seit 2020 leitet sie im Generalsekretariat den Bereich Gesundheits- und soziale Dienste. Die Niederösterreicherin ist Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und Sozialarbeiterin, hat – neben anderen Zusatzausbildungen – einen Masterabschluss in Social Management erworben und ist selbst mehr als 25 Jahre mit dem Rettungswagen gefahren: „Ich habe mich für diesen Weg entschieden, weil Berufe im Gesundheits- und Sozialbereich sehr vielschichtig sind und man ganz unterschiedlichen Menschen in verschiedensten Settings helfen kann.“
Lange Zeit hat sie an der Schnittstelle von Sozialarbeit und Pflege gearbeitet, etwa im Bereich der niederschwelligen Obdachlosenhilfe. Und hat gesehen: „Armut macht krank, Krankheit macht arm. Das eine bedingt sehr oft das andere.“ Mit ihren vielfältigen Erfahrungen sieht sie sich heute als serviceorientierte Drehscheibe zwischen den neun Landesverbänden des Österreichischen Roten Kreuzes – und darüber hinaus: „Zu meinen Aufgaben zählt auch das Vernetzen nach außen. Dazu gehört politisches Lobbying ebenso wie die Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen, etwa über die Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt .“

Ein neuer Berufsstolz erwacht
Ihr Kollege Jakob Knapp ist Fachreferent für Pflege und Betreuung und hat als Diplomierter Gesundheits- und Krankenpfleger sowie als studierter Pflegewissenschaftler sehr viel praktische Erfahrung gesammelt. Während der ersten beiden Corona-Lockdowns hat der Tiroler selbst auf einer Covid-Station gearbeitet: „Und glaub mir: Das war kein Honigschlecken“.
Immerhin sei in den vergangenen Jahren – nicht zuletzt aufgrund der medialen Berichterstattung – ein neues Bewusstsein, ein neuer Berufsstolz im Bereich der Pflege- und Betreuungsberufe entstanden, sagt Jakob Knapp: „Die Leute sind nicht mehr bereit, alles hinunterzuschlucken und einfach weiterzumachen wie zuvor. Es braucht neue Rahmenbedingungen – und dafür kämpfen wir auch als Rotes Kreuz!“
Zu den angesprochenen Rahmenbedingungen zählt – neben der Bezahlung – unter anderem die schwierige Planbarkeit des Privatlebens, weil man als Pflege- und Betreuungspersonal immer wieder kurzfristig einspringen muss. „Aber auch in Bereichen wie Ausbildung, Fortbildung und Karriereoptionen gibt es großes Verbesserungspersonal“, erklärt Jakob Knapp. Denn: „Es ist ein schöner, aber sehr, sehr fordernder Beruf. Diese permanenten Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdienste machen dir dein Leben nicht einfacher …“

Beziehungsarbeit erfordert hohes Maß an Empathie
Eine wesentliche Herausforderung, weiß Petra Schmidt, liegt aktuell darin, bestehendes Personal zu halten – und neue Mitarbeiter:innen zu finden. Ein Anreiz kann sein, dass – bei allen erwähnten Kritikpunkten – die Arbeit in einem Pflege- und Betreuungsberuf immer sinnstiftend ist: „Nicht einmal die frustrierteste Person in dieser Branche, wird sagen: ‚Meine Tätigkeit hat keinen Sinn.‘“ Die gebotene Hilfe wirkt sich – im Unterschied zu vielen anderen Berufen – ganz wesentlich und direkt aus: „Wenn wir zum Beispiel älteren Menschen zu Hause eine gewisse Autonomie ermöglichen, verbessern wir ihre Lebensqualität ganz enorm.“
Dazu kommt, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeit in aller Regel mit hoher Motivation und einem großen Verantwortungsgefühl verrichten. Und ein ebenso direktes, wie ehrliches Feedback bekommen, wie Jakob Knapp ergänzt: „Unsere Arbeit ist ein stetiges Geben und Nehmen. Wir leisten wirkliche Beziehungsarbeit und lassen uns so gut als möglich auf jeden einzelnen Menschen und seine ganz persönlichen Bedürfnisse ein. Und gerade, wenn es um Körperpflege geht, sind das oft sehr intime Momente, die ein hohes Maß an Empathie verlangen.“

Hochqualitative Versorgung für alle
Das Rote Kreuz bietet – neben dem auf den Straßen gut sichtbaren Rettungseinsätzen und Blutspendeaktionen – als Träger- und Anbieterorganisation eine Vielzahl an Dienstleistungen. Und damit einen unschätzbar hohen Mehrwert für die Gesellschaft. „Wir decken von der Rufhilfe über Essen auf Rädern, unseren Begleit- und Besuchsdienst und den Pflegehilfsmittelverleih bis hin zur mobilen Pflege und Betreuung eine sehr breite Palette an Tätigkeiten ab“, sagt Jakob Knapp. 
Im Mittelpunkt steht dabei natürlich immer der Mensch: „Wir fordern strukturelle Verbesserungen ja nicht nur für uns allein“, erklärt Petra Schmidt abschließend, „sondern wir sind auch ein Sprachrohr für viele Patient:innen. Unser Ziel muss sein, dass Personen, die in Österreich krank und alt werden, in angemessener Zeit eine hochqualitative Versorgung bekommen – und zwar in einem Setting, das sie sich selbst wünschen und ihnen ein Leben in Würde ermöglicht.“
 

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