Für Steven Hartung gehören unangenehme Wahrheiten zum Alltag: „Bei IWORA müssen wir oft mit verzweifelten Menschen sehr direkt über ihre Probleme sprechen. Aber wir können mithelfen, Schritt für Schritt aus bedrohlichen Krisensituationen herauszukommen.“ Umso größer ist die Freude bei allen Beteiligten, wenn Menschen wieder in eine eigene Wohnung ziehen können: „Man sieht, wie die Leute aufblühen, wenn sie das tiefe Tal eines Lebens ohne eigene Wohnung durchwandert haben und sehen, dass ihr Wunsch nach einem sicheren Zuhause wieder in Erfüllung geht.“
Zurück in die Praxis des Lebens
Steven Hartung ist gebürtiger Deutscher. Nach einer Fleischer-Lehre hat er Philosophie und Soziologie studiert: „Mein Leben weist viele unterschiedliche Verästelungen auf. Zuerst habe ich die Welt als Handwerker praktisch erlebt und sie danach auch noch theoretisch wahrgenommen.“ 2014 ist er nach Wien übersiedelt und hat endgültig erkannt, „dass ich mit meinem Gesellschaftsverständnis in der Praxis besser aufgehoben bin als in der Theorie.“
Auslöser waren zahlreiche Gespräche mit Menschen, die offenbar wohnungslos waren und ihre Zeit am Praterstern, einem zentralen Wiener Verkehrsknotenpunkt, verbrachten: „Ich habe damals selbst in dieser Gegend gewohnt und diese Personen einfach angesprochen. Sie haben mir sehr viel aus ihrem Leben erzählt – und das waren so komplett andere Lebensrealitäten als meine eigenen. Und das hat in mir die Überzeugung geweckt, in der Wohnungslosenhilfe arbeiten zu wollen. Ich habe damit begonnen, Soziale Arbeit zu studieren und gleichzeitig in einem Notquartier gearbeitet.“
Breit aufgestellte Suche nach Lösungen
Das Angebot von IWORA ist auf drei Aufgabengebiete aufgeteilt: Die Beratungsstelle bietet eine direkte und unkomplizierte Unterstützung für Menschen, die schon einmal wohnungslos waren und Probleme mit dem Erhalt der eigenen Wohnung haben. Das Soziale Wohnungsmanagement akquiriert bedarfsgerechten Wohnraum für wohnungslose Einzelpersonen und Familien. Um betreuungsintensive Fälle kümmern sich die Expert_innen im dritten Bereich, dem Mobil betreuten Wohnen (MoBeWo).
Diese Abteilung leitet Steven Hartung (gemeinsam mit seiner Kollegin Nikita Felder) mit großem persönlichem Engagement: „Um Personen langfristig betreuen zu können, müssen sie zuvor einen Antrag beim Beratungszentrum Wohnungslosenhilfe, einer Einrichtung vom Fonds Soziales Wien, stellen und bewilligt bekommen.“ Gerade für Menschen, die schon einmal Probleme hatten und in einem Angebot der Wohnungslosenhilfe betreut waren, ist im Notfall aber auch kurzfristige, spontane Hilfe möglich: „Bei uns können sich auch Personen melden, bei denen es sich aktuell hinten und vorn‘ nicht mit dem Geld ausgeht und denen die Vermieter mit Delogierung drohen. Wir suchen dann nach passenden Lösungen.“