In den Jahren 2016 und 2017 wurde Uganda mit einer der größten Flüchtlingskrisen Afrikas konfrontiert. Rund eine Million Menschen flohen vor den bewaffneten Konflikten im Südsudan und suchten im Nachbarland Uganda Schutz. Das Österreichische Rote Kreuz war sofort zur Stelle und entsandte Delegierte in die Region. Plötzlich mussten hunderttausende Menschen in den Flüchtlingssiedlungen mit Trinkwasser versorgt werden – in extrem trockenen Gegenden ohne Wasserzugang. Anfangs wurden dafür täglich 600.000 Liter Wasser aus dem Nil gepumpt und zu sauberem Wasser aufbereitet. Danach wurden Wasserleitungen verlegt und damit langfristig mehr als 100.000 Menschen zu sauberem Wasser verholfen. Für die Schulen in den betroffenen Gebieten, die innerhalb weniger Monate doppelt so viele Schüler:innen aufgenommen hatten, baute das Rote Kreuz Latrinen und eine Kläranlage zur Entsorgung. Noch heute leben mehr als 800.000 Geflüchtete aus dem Südsudan in Uganda – dank der Hilfe durch das Rote Kreuz haben sie lebensnotwendigen Zugang zu sauberem Wasser.

Konflikte und Klimakrise verschärfen Wassersituation
Wer an das Österreichische Rote Kreuz denkt, hat Bilder von Rettungsautos im Kopf. Doch das Rote Kreuz ist auch führender Experte im Bereich Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene (WASH). Über den gesamten Globus verteilt verbessern Rotkreuz-Delegierte damit täglich die Lebenssituation von Menschen und angesichts der aktuellen Krisen ist diese Expertise wichtiger denn je.
Sowohl die Klimakrise als auch bewaffnete Konflikte verschärfen die Wassersituation weltweit und machen Hilfe im Wasser- und Sanitärbereich immer wieder erforderlich. Weltweit haben zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser und der Hälfte der Weltbevölkerung fehlt es an sicheren Sanitäranlagen. Bei Kindern unter fünf Jahren gehört Mangel an sauberem Wasser und Hygiene zu den häufigsten Todesursachen.
Weltwassertag unter Motto "Water for Peace"
An die wichtige Rolle des Wassers erinnert der Weltwassertag, der jährlich am 22. März stattfindet. Heuer steht der Tag unter dem Motto "Water for Peace" und erinnert damit an die wichtige Rolle von Wasser in Konfliktgebieten.
„In Zeiten wie diesen muss die internationale Gemeinschaft eng zusammenrücken, um sich für Menschenrechte einzusetzen und Menschen in Not zu helfen. Wasser ist dabei eine unserer wichtigsten Ressourcen. Nach dem Humanitären Völkerrecht müssen auch zivile Einrichtungen wie Wasserinfrastruktur geschützt werden. Verunreinigtes Wasser wird schnell zur gefährlichen Infektionsquelle – Krankheiten wie Cholera können ausbrechen und tödliche Seuchen entstehen. Ausreichend Sanitäranlagen, ein funktionierendes Abwassersystem und sauberes Trinkwasser entscheiden über Leben und Tod vieler Menschen.“
Gerald Schöpfer, Präsident des Österreichischen Roten Kreuzes
Im Gazastreifen etwa sind Wasserleitungen beschädigt, Oberflächenwasser ist praktisch nicht vorhanden und das wenige Wasser, das noch zur Verfügung steht, ist verschmutzt oder zu salzhaltig. Mit schrecklichen Folgen: Kinder leiden Durst, Abwasser breitet sich in Krankenhäusern aus, geschwächte Patientinnen und Patienten sterben an gewöhnlichen Magen-Darm-Erkrankungen.
Uganda: Trinkwasser für eine Million Geflüchtete

Libanon: Menstruationshygiene für Frauen und Mädchen

Der Verfall des libanesischen Pfunds seit 2019 führte im Libanon zu einem dreizehnfachen Anstieg der Wasserversorgungskosten und der Cholera-Ausbruch im Herbst 2022 verursachte einen fast vollständigen Kollaps der Wasserinfrastruktur.
Dabei werden die Hygienebedürfnisse von Frauen und Mädchen besonders oft übersehen. Im Libanon haben rund zwei Millionen Mädchen und Frauen von 15 bis 49 Jahren nur eingeschränkt Zugang zu Menstruationsprodukten. Das führt dazu, dass sie oft über einen längeren Zeitraum schmutzige Tücher verwenden müssen, was schwere Infektionen und Problemen mit der reproduktiven Gesundheit zur Folge haben kann. Vor allem junge Mädchen gehen während ihrer Periode nicht in die Schule oder Arbeit. Diese prekäre Situation beeinträchtigt das Wohlbefinden und die mentale Gesundheit enorm.
Das Rote Kreuz arbeitet intensiv an der Förderung von Menstruationshygiene an Schulen und in Zeltsiedlungen.
Im Fokus stehen:
- der Ausbau von sauberen Sanitäranlagen
- Schulungen über Menstruationshygiene und Frauengesundheitsthemen sowie Geschlechterrollen
- die Bereitstellung von Menstruationsprodukten in Zeltsiedlungen und Schulen
- Beseitigung von Tabus und Stigmatisierung
Ingsgesamt werden mit den Maßnahmen etwa 1.120 Mädchen an Schulen und 450 Frauen und Mädchen in Zeltsiedlungen erreicht.
Syrien: 90% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze
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Der Ausbruch des Konflikts in Syrien im Jahr 2011 hat eine der größten und komplexesten humanitären Krisen weltweit zur Folge. Über 15 Millionen Menschen im Land sind dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen - etwa 90 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze.
Wirtschaft, Infrastruktur und Gesundheitssystem sind stark geschädigt und internationale Sanktionen verschärfen die Situation weiter. Lediglich 60% der Gesundheitseinrichtungen im Land sind funktionstüchtig - ebenso wie die Wasserinfrastruktur. Das verheerende Erdbeben im Februar 2023 dann das verheerende Erdbeben, das die Bevölkerung vor weitere massive Herausforderungen stellte und tausende Todesopfer forderte. Etwa acht Millionen Menschen in Syrien waren und sind zum Teil nach wie vor von den Folgen des Bebens betroffen.
Wirtschaftskrise, Klimakrise, Konflikt und Naturkatastrophen lassen die Menschen im Land nicht zur Ruhe kommen.
Seit dem Beginn des Konflikts 2011 unterstützt das Österreichische Rote Kreuz den Syrisch-Arabischen Roten Halbmond mit humanitärer Hilfe. Seit dem Jahr 2018 liegt der Schwerpunkt im WASH Bereich. Ziel der Maßnahmen ist es, die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden von besonders schutzbedürftigen Menschen zu verbessern.
Dazu gehören unter anderem
- die Sicherung von Zugang zu sicherem und sauberem Trinkwasser
- die Verbesserung von Sanitäreinrichtungen, um die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern
- Hygieneschulungen
- Erste Nothilfe im Fall von Katastrophen
- Nutzung von Solarenergie in Schulen und bei Wasserstationen
Österreich: Trinkwasser ist keine Selbstverständlichkeit

In Österreich sind Wassermangel und fehlender Zugang zu Sanitäranlagen kaum vorstellbar. Doch auch hierzulande ist Trinkwasser keine Selbstverständlichkeit. Klimawandel und Bevölkerungswachstum werden den Wasserverbrauch bis 2050 um bis zu 15% erhöhen, während das Grundwasser Prognosen zufolge um ein Viertel weniger wird.
Die ungleiche Verteilung des Wassers wird sich verschärfen. In manchen Regionen ist Wasser in den vergangenen trockenen Jahren knapp geworden, an heißen Sommertagen müssen einige Österreicher:innen schon jetzt auf Pool oder Autowäsche verzichten. Gleichzeitig nehmen Extremwetterereignisse zu.
Das Roten Kreuz setzt auf Katastrophenvorsorge und leitet bereits jetzt die richtigen Maßnahmen ein. In Oberösterreich etwa kann das Roten Kreuz im Katastrophenfall, wie bei Hochwasser, flexibel Trinkwasserabgabestationen errichten und damit jenen helfen, deren Wasserquellen verunreinigt oder versiegt sind.
Spannende Daten zum Wasserverbrauch
- Der/die durchschnittliche Österreicher:in verbraucht 130 Liter Wasser pro Tag.
- Im Haushalt werden verwendet:
- 27% über die Wasserhähne in Bad, WC, Küche
- 25% für die Toilettenspülung
- 22% für Duschen und Baden
- 14% im Außenbereich (Pool, Pflanzen)
- 10% zum Wäschewaschen
- 2% zum Geschirrspülen
- 93 Prozent der österreichischen Bevölkerung werden durch zentrale Wasserversorgungsanlagen bedient. Rund 600.000 Menschen erhalten ihr Trinkwasser über Hausbrunnen und Quellen.
(Quelle: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft)